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Publiziert am 05.12.2008 Infos zum Internetchemie RSS News Feed

Ein Quantensimulator für komplexe elektronische Materialien


 
Forscher simulieren komplexe elektronische Isolatoren mit ultrakalten Atomen in künstlichen Kristallen aus Licht.

Mainz - Die Entwicklung neuer komplexer Materialien mit maßgeschneiderten Eigenschaften stellt eine der größten Herausforderungen in der modernen Quantenphysik dar. Bereits 1982 formulierte der amerikanische Nobelpreisträger Richard P. Feynman daher die Idee, die Eigenschaften komplexer Systeme mit Hilfe von Quantensimulatoren zu untersuchen, das heißt die Materialien mit anderen, künstlichen, aber genau kontrollierbaren Quantensystemen zu simulieren. In der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift Science berichtet ein Wissenschaftlerteam unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Immanuel Bloch von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz über ein neues Verfahren, um das Verhalten der Elektronen in einem Festkörperkristall mit Hilfe von ultrakalten Atomen zu simulieren.

Illustration des Mott-Isolator-Zustands

Illustration des Mott-Isolator-Zustands: Rot und Grün stehen für die beiden unterschiedlichen Spins der Atome.

Bildquelle: Univ.-Prof. Dr. Immanuel Bloch, Institut für Physik, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Die Atome sind dabei in einem künstlichen Lichtkristall, einem sogenannten optischen Gitter, gefangen, welches durch die Überlagerung mehrerer Laserstrahlen gebildet wird. Den Forschern aus Mainz, Köln und Jülich gelang es, in einem solchen System eines der spektakulärsten elektronischen Phänomene zu simulieren: Ein Metall kann schlagartig seine Leitfähigkeit verlieren, wenn die Wechselwirkung zwischen den Elektronen zu stark wird. Der daraus resultierende Mott-Isolator ist wahrscheinlich das wichtigste Beispiel eines stark wechselwirkenden Systems in der Festkörperphysik. Es wird vermutet, dass dieses Phänomen in engem Zusammenhang zur Hochtemperatursupraleitung steht, die zwar technisch interessant, aber bisher noch schlecht verstanden ist. Zusätzlich bildet dieses System einen idealen Ausgangspunkt für die Untersuchung des magnetischen Verhaltens moderner Festkörpermaterialien.

"Fermionische Atome in einem optischen Gitter eignen sich nahezu perfekt dafür, das Verhalten von Elektronen in Festkörpern zu simulieren, weil sie ein flexibles und sehr gut kontrollierbares Modellsystem darstellen", erklärt Ulrich Schneider von der Universität Mainz. Im Vergleich dazu wäre es extrem schwierig, die ablaufenden Prozesse in einem komplexen Material und in Hochtemperatursupraleitern direkt zu untersuchen, da in einem Festkörper unvermeidbare Störstellen und eine Vielzahl von miteinander konkurrierenden Wechselwirkungen auftreten. "In einem realen Festkörper ist es sehr schwierig, die Auswirkungen bestimmter Wechselwirkungen zu isolieren und festzustellen, ob die Abstoßung zwischen den Elektronen allein die Hochtemperatursupraleitung erklären könnte", erläutert Prof. Bloch.

In dem Experiment werden Kalium-Atome zuerst auf Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt abgekühlt und anschließend in ein optisches Gitter geladen, welches durch die Überlagerung von mehreren Laserstrahlen gebildet wird. Dabei ordnen sich die Atome in den Knoten der stehenden Laserwelle an und das Lichtfeld wirkt auf die Teilchen wie ein regelmäßiger Kristall aus einigen hunderttausend einzelnen Mikrofallen. Im Simulator übernehmen die Atome die Rolle der Elektronen in einem echten Festkörperkristall, während das Kristallgitter, welches in einem Festkörper aus den Atomrümpfen besteht, durch die überlagerten Laserstrahlen gebildet wird.

Die Versuchsanordnung in Mainz ermöglichte es den Physikern, die Dichte der Atome und die Stärke der abstoßenden Wechselwirkung im optischen Gitter unabhängig voneinander einzustellen. Dadurch war es möglich, gezielt zwischen metallischen und isolierenden Zuständen hin- und herzuschalten. Insbesondere gelang es, die Existenz des Mott-Isolators in diesem System direkt nachweisen: "Im Gegensatz zu metallischen Zuständen ändert sich die Dichte des Mott-Isolators bei steigendem Druck nicht, da die abstoßenden Kräfte zwischen den Atomen dafür sorgen, dass sich auf jedem Gitterplatz jeweils nur genau ein Atom befindet", so Schneider.

Die Beobachtung des fermionischen Mott-Isolators in einem optischen Gitter eröffnet neue Möglichkeiten, stark korrelierte Zustände und die damit zusammenhängenden Phänomene zu simulieren und zu untersuchen. Dafür spricht auch die ausgezeichnete Übereinstimmung der Messdaten mit den theoretischen Berechnungen, die in Köln und Jülich mit Hilfe des Jülicher Supercomputers JUGENE auf der Basis moderner Festkörpertheorie durchgeführt wurden.


Pressemitteilung des Forschungszentrums Jülich hierzu:

Neue Materialien mit ultrakalten Atomen untersuchen

Forscher nutzen Gitter aus Licht als Baukasten / Jülicher Supercomputer bestätigt Modell.

Jugene

Forscher aus Jülich, Mainz und Köln nutzen ultrakalte Atome in einem Gitter aus Licht als Baukasten für elektronische Materialien. Die theoretischen Berechnungen führten sie auf Jülicher Supercomputern durch, darunter JUGENE.

Bildquelle: Forschungszentrum Jülich

Zukünftige Technologien von der Informationstechnik bis hin zur Hochtemperatursupraleitung erfordern neuartige Materialien mit maßgeschneiderten elektronischen Eigenschaften. Mit einem neuartigen Quantensimulator aus ultrakalten Atomen in einem Lichtgitter können Wissenschaftler wie mit einem Baukasten neue Materialien erzeugen und untersuchen. Physikern des Forschungszentrums Jülich, der Universität Mainz und der Universität zu Köln gelang es jetzt sogar, mit dieser Versuchsanordnung eines der spektakulärsten elektronischen Phänomene darzustellen.

Die Untersuchung von komplexen Materialien wie Hochtemperatursupraleitern ist wegen der vorhandenen Unordnung und vieler konkurrierender Wechselwirkungen in echten kristallinen Materialien problematisch. "Dies macht es schwierig, die Rolle der spezifischen Wechselwirkungen zu bestimmen und insbesondere zu entscheiden, ob abstoßende Wechselwirkungen zwischen Elektronen allein die Hochtemperatursupraleitfähigkeit erklären können", erläutert Dr. Theodoulos Costi vom Institut für Festkörperforschung des Forschungszentrums Jülich, Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft.

Atome in einem Lichtgitter können als Quantensimulator für eine Vielzahl von interessanten Phänomenen, wie dem oben beschriebenen dienen. Sie bieten ein flexibles Modellsystem in einer gut kontrollierten Umgebung und können beispielsweise Elektronen in fester, sogenannter kondensierter, Materie simulieren. Die Physiker bringen für ihr Verfahren ultrakalte Atome mit einem Lichtgitter in eine Kristallstruktur und schalten gezielt zwischen metallischen und isolierenden Zuständen.

Den Forschern gelang es, mit diesem Quantensimulator eines der spektakulärsten elektronischen Phänomene zu simulieren: Wenn die Wechselwirkungen zwischen den Elektronen zu stark werden, kann ein Metall plötzlich seine Leitfähigkeit verlieren. Der resultierende sogenannte Mott-Isolator ist wahrscheinlich das wichtigste Beispiel für einen Zustand starker elektronischer Wechselwirkungen in der Physik der kondensierten Materie, da er einen Ansatzpunkt für die Untersuchung des Quantenmagnetismus liefert. Darüber hinaus findet man diesen Isolatorzustand in unmittelbarem Zusammenhang mit der Hochtemperatursupraleitung.

Die Versuchsanordnung in Mainz erlaubt es, die Dichte der Atome und die Stärke der abstoßenden Wechselwirkung zwischen den Atomen unabhängig voneinander einzustellen. Durch die Untersuchung des Verhaltens der Atome bei steigendem Druck und verstärkten Wechselwirkungen gelang es den Experimentatoren um Prof. Immanuel Bloch der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, den Mott-Isolator im Quantengas der Atome nachzuweisen.

Der Vergleich mit theoretischen Berechnungen von Gruppen in Jülich und Köln, die umfangreiche Simulationen an einem Jülicher Supercomputer erforderten, ergab eine ausgezeichnete Übereinstimmung zwischen Theorie und Experiment. Zudem zeigten die Forscher durch diese Berechnungen, dass eine unter der Abkürzung DMFT (Dynamische Molekularfeld-Theorie) bekannte Schlüsselmethode der Theorie der kondensierten Materie auch auf reale Systeme anwendbar ist. Die Forscher erwarten, dass ihre theoretischen und experimentellen Verfahren zur Untersuchung von Quanten-Vielteilchen-Zuständen in Lichtgittern schon bald von anderen Gruppen übernommen werden.

 

Quellen und Artikel:

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U. Schneider, L. Hackermüller, S. Will, Th. Best, I. Bloch, T. A. Costi, R. W. Helmes, D. Rasch, and A. Rosch:
Metallic and Insulating Phases of Repulsively Interacting Fermions in a 3D Optical Lattice.
In: Science; 5 December 2008; Vol. 322. no. 5907, pp. 1520 - 1525; DOI: 10.1126/science.1165449

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QUANTUM Forschung: Ultrakalte Quantengase und Experimentelle Quantenoptik; Uni Mainz

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Experiment: Fermions in optical lattices; Uni Mainz

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Bildgallerie; Uni Mainz

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Institut für Festkörperforschung; FZ Jülich

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John von Neumann-Institut für Computing (NIC); FZ Jülich

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Institute for Advanced Simulation; FZ Jülich

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Institut für Theoretische Physik an der Universität Köln

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Quellen:

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Johannes Gutenberg-Universität Mainz

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Forschungszentrum Jülich

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Max-Planck-Institut für Quantenoptik

 

Weitere Informationen:

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