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Der Organometallkomplex wird gezielt in Krebszellen eingeschleust. Bei UV-Bestrahlung setzt er Kohlenmonoxid frei, das die Zelle von innen heraus zerstört.
Bildquelle: RUB
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"Publikationen in internationalen Journalen sind bei uns zwar an der Tagesordnung, aber die doppelte Auswahl als Hot Article ist fast so (un)wahrscheinlich wie ein Straight Flush beim Poker", freut sich Prof. Metzler-Nolte. Metallcarbonyl-Verbindungen als neue Wirkstoffe gegen Krebs In der Nachwuchsgruppe von Dr. Ulrich Schatzschneider, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen der Forschergruppe 630 "Biologische Funktion von Organometallverbindungen" gefördert wird, werden Metallcarbonyl-Komplexe entwickelt, die beim Belichten Kohlenmonoxid freisetzen und dadurch zeitlich und räumlich präzise kontrolliert Krebszellen abtöten können. "Die lichtinduzierte Reduktion der Zellbiomasse ist dabei ähnlich effizient wie bei 5-Fluoruracil, einem seit langem in der Klinik angewandten Tumortherapeutikum", berichtet Dr. Schatzschneider. Ein Problem bei vielen chemotherapeutischen Ansätzen ist jedoch die fehlende Selektivität: Es werden neben den Krebszellen häufig auch gesunde Zellen zerstört. In ihrer neusten Arbeit berichten die Bochumer Forscher nun über Peptide, die als "Transporter" für solche zytotoxischen Metallkomplexe dienen und diese gezielt in Krebszellen einschleusen sollen. Gezielte Funktionalisierung von Biomolekülen mit Metallkomplexen Wie aber kommen solche und andere Metallkomplexe in Biomoleküle, in die sie natürlicherweise nicht hineingehören? Mit dieser fundamentalen Frage beschäftigt sich die zweite der ausgewählten Arbeiten aus der Gruppe von Prof. Dr. Nils Metzler-Nolte. Sie nutzt die besondere chemische Reaktivität, die Metallverbindungen aufweisen können, um diese gezielt und an genau ausgewählte Orte in Biomoleküle einzuführen. Im vorliegenden Fall wurden Eisen- und Platinatome ausgewählt, die nicht nur in Peptide, sondern auch in Peptid-Nukleinsäuren (engl. peptide nucleic acid, PNA) eingeführt wurden. PNA sind vielversprechende Verwandte der DNA, in der die menschliche Erbinformation gespeichert ist. Gelingt es, die guten chemischen Eigenschaften der PNA, die sich die "passende" DNA von alleine suchen kann, mit den interessanten Eigenschaften von ausgewählten Metallkomplexen zu kombinieren, so eröffnen sich für die Forscher neue Möglichkeiten z. B. bei der Früherkennung oder Behandlung von Krankheiten wie Krebs oder bakteriellen Infektionen. Hot Articles: strenge Auswahl durch externe Gutachter Wissenschaftliche Fachartikel müssen eine strenge Prüfung durch anonyme, von der Redaktion ausgewählte Gutachter über sich ergehen lassen, bevor sie veröffentlicht werden können. Für die hochkarätigen Arbeiten der RUB-Chemiker in der Regel kein Problem, messen sie sich doch seit langem erfolgreich mit Kolleginnen und Kollegen aus dem In- und Ausland. Aber nur sehr wenigen Manuskripten wird die besondere Auszeichnung zuteil, durch eine Redaktion als "Hot Article" besonders hervorgehoben zu werden. Nur die spannendsten Arbeiten werden die Gutachter zu der notwendigen übereinstimmenden Einschätzung bringen.
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