Menü ausblenden
Menü ausblenden   Internetchemie   |     About   |   Kontakt   |   Impressum   |   Datenschutz   |   Sitemap
Menü ausblenden   Chemie Index   |   Chemie-Lexikon   |   Chemikalien   |   Elemente
Menü ausblenden   Geräte + Instrumente   |  
Menü ausblenden   Jobbörse, Stellenangebote   |  
Menü ausblenden   Crowdfunding Chemie   |     Text veröffentlichen
Home und Neuigkeiten
Chemie A - Z
Produkte, Geräte für Labor und Industrie
Chemikalien und chemische Verbindungen
Stellenbörse für Chemie-Jobs
Impressum, Kontakt
Crowdfunding Chemie

 

Organisch-optische Transistoren

Licht steuert Licht: Wie ein optischer Transistor funktioniert.




Abbildung 1: Die Hauptmerkmale eines optischen Transistors (Steuerung und Verstärkung) werden anhand der photophysikalischen Eigenschaften einer molekularen Triade gezeigt. Zwei Bausteine der Triade sind hocheffiziente Fluorophore, wohingegen der dritte Baustein ein photochromes Molekül ist, das durch Licht reversibel von einer bistabilen Form in die andere umgewandelt werden kann. [Bildquelle: Angewandte Chemie]
Organischer Transistor

Abbildung 2: Dr. Martti Pärs arbeitet am Lehrstuhl für Experimentalphysik IV der Universität Bayreuth. Die Experimente zur Funktion eines optischen Transistors hat er maßgeblich vorangetrieben. Mit seinen Forschungsarbeiten ist er eingebunden in das DFG-Graduiertenkolleg "Fotophysik synthetischer und biologischer multichromophorer Systeme". [Foto: Lehrstuhl für Experimentalphysik IV, Universität Bayreuth]
Dr. Martti Pärs

Der Transistor ist eine der einflussreichsten Erfindungen des 20. Jahrhunderts. In Fernsehern, Telefonen, Computern und anderen Geräten des Alltags hat er die Schlüsselfunktion, elektrische Signale durch elektrische Signale zu steuern.

Je kleiner dabei die Schaltkreise sind, mit denen die Signale übertragen werden, desto schneller ist die Verarbeitung der Daten.

An der Universität Bayreuth hat ein Forschungsteam um Prof. Dr. Jürgen Köhler, Dr. Martti Pärs und Prof. Dr. Mukundan Thelakkat jetzt die Verstärkerfunktion eines optischen Transistors demonstriert.

Die Pointe: In diesem Transistor ersetzt Licht den Strom. Lichtsignale werden durch Lichtsignale gesteuert.

In der Online-Ausgabe der Zeitschrift 'Angewandte Chemie' stellten die Bayreuther Wissenschaftler ihre Entdeckung vor [siehe unten]. An den Forschungsarbeiten war insbesondere Dr. Martti Pärs, ein Bayreuther Nachwuchswissenschaftler, beteiligt. Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse sind hervorgegangen aus der engen Zusammenarbeit zwischen der Experimentalphysik und der Makromolekülchemie auf dem Bayreuther Campus. Sie legen Grundlagen für eine völlig neue Generation von Transistoren. Die DFG fördert die Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet im Rahmen des Graduiertenkollegs "Fotophysik synthetischer und biologischer multichromophorer Systeme".

 

Zwei Moleküle im Team: Ein lichtgesteuerter Schalter und ein leuchtstarker Partner

Das in Bayreuth verwendete Bauprinzip eines optischen Transistors ist einfach. Zwei Moleküle werden chemisch miteinander verbunden. Durch Lichtsignale mit unterschiedlichen Wellenlängen wird das eine der beiden Moleküle abwechselnd in einen Zustand A oder B versetzt. Es reagiert dabei wie ein Schalter, der zwischen zwei gegensätzlichen Stellungen hin- und herspringt. Je nachdem, ob sich dieses lichtgesteuerte Schalter-Molekül im Zustand A oder B befindet, sendet das mit ihm verbundene Molekül ein schwaches oder starkes Lichtsignal aus: Licht steuert Licht. Dabei entsteht ein erheblicher Verstärkungseffekt. Denn schon ein kleines Lichtsignal reicht aus, um das Schalter-Molekül in eine Stellung zu bringen, in der das Partnermolekül stark aufleuchtet.

 

Prinzipielle Vorteile: Höchste Effizienz auf kleinstem Raum

Ein so funktionierender Transistor bietet erhebliche Vorteile, wenn man ihn mit herkömmlichen Transistoren vergleicht: Letztere lassen sich aus physikalischen Gründen nicht beliebig verkleinern. Allen Bestrebungen, möglichst kleine Schaltkreise für den Transport elektrischer Signale zu entwickeln, ist eine natürliche Grenze gesetzt. Hingegen lässt sich eine Steuerung von Lichtsignalen durch Lichtsignale bereits auf molekularer Ebene realisieren, wie die Bayreuther Wissenschaftler jetzt gezeigt haben. Optische Transistoren kann es daher prinzipiell bereits auf molekularer Längenskala geben. Sie sind von Hause aus kleiner und damit auch schneller als elektrische Transistoren.

Ein weiterer Vorteil: Weil Lichtsignale - im Gegensatz zu elektrischen Signalen - sich nicht gegenseitig stören, können mehrere optische "Mini-Transistoren" zu einem größeren und umso leistungsfähigeren Transistor zusammengesetzt werden. Dann werden viele Daten auf kleinstem Raum parallel verarbeitet. Und schließlich ist jeder optische Transistor, wie groß er auch sein mag, in einer Hinsicht unschlagbar: Alle Signale werden mit Lichtgeschwindigkeit verarbeitet - schneller geht"s nicht.

 

Physikalische Details: Aus dem Innenleben eines optischen Transistors

Bei dem in Bayreuth verwendeten Schalter-Molekül handelt es sich um Dithienylcyclopenten (DCP). Im Zentrum dieses symmetrisch aufgebauten Moleküls befindet sich ein Kohlenstoffring. Ist dieser Ring geschlossen, öffnet er sich, sobald er von einem ultravioletten Lichtstrahl (280 - 310 nm) getroffen wird. Ist der Ring offen, schließt er sich, sobald er einem sichtbaren farbigen Lichtstrahl (500 - 650 nm) ausgesetzt ist. Weil das DCP, abhängig von der Wellenlänge des Lichtstrahls, zwischen den beiden Strukturen hin- und herwechselt, wird es in der Forschung als photochromes Molekül bezeichnet.

An gegenüberliegenden Seiten des DCP haben die Bayreuther Forscher zwei organische Moleküle angehängt, die der Gruppe der Perylenbisimide (PBI) angehören. PBI-Moleküle sind dafür bekannt, dass sie stark aufleuchten - genauer gesagt: fluoreszieren - können. Dies ist immer dann der Fall, wenn ein PBI-Molekül Lichtenergie absorbiert hat und diese in vollem Umfang nach außen abgibt.

Ein PBI-Molekül, das wie ein Arm an ein DCP-Molekül angehängt ist, leuchtet unterschiedlich stark - je nachdem, ob der Ring in diesem Schalter-Molekül offen oder geschlossen ist. Ist er geschlossen, befindet sich das DCP auf einem relativ niedrigen Energieniveau. Infolgedessen überträgt das PBI den größten Teil seiner absorbierten Lichtenergie auf das DCP. Das DCP gibt die Lichtenergie ohne Fluoreszenzeffekte nach außen ab. Das PBI selbst leuchtet in diesem Fall nur schwach. Ist der Ring im DCP jedoch offen, verhält es sich umgekehrt. Dann befindet sich das DCP auf einem so hohen Energieniveau, dass das PBI keine Lichtenergie an das DCP weitergeben kann. Stattdessen leitet es die absorbierte Lichtenergie uneingeschränkt nach außen weiter: Das PBI leuchtet stark.

 

Weitere Herausforderungen für die Forschung

Mit diesen Forschungsergebnissen zeichnet sich die Zukunftsvision einer neuartigen Generation von Transistoren ab. Damit sie eines Tages verwirklicht werden kann, sind aber weitere Forschungsarbeiten erforderlich. Beispielsweise hat es den Anschein, als ob die fluoreszierenden PBI-Moleküle während langer Zeiträume ausbleichen, so dass ihre Leuchtkraft schwächer wird. Diesen Effekt gilt es genauer zu untersuchen. Ein weiterer Aspekt: In der bisher verwendeten Versuchsanordnung dauert es relativ lange, bis sich die Ringe bei einer großen Zahl von DCP-Molekülen öffnen und wieder schließen. Folglich sind die Abstände zwischen den dadurch gesteuerten Lichtsignalen noch ziemlich groß. Das Bayreuther Forschungsteam sucht deshalb nach einer Lösung, um diese Zeiten zu verkürzen.


Zusatzinformationen:

Dr. Martti Pärs, Dr. Christiane C. Hofmann, Katja Willinger, Dr. Peter Bauer, Prof. Dr. Mukundan Thelakkat, Prof. Dr. Jürgen Köhler:
An Organic Optical Transistor Operated under Ambient Conditions.
In: Angewandte Chemie; online veröffentlicht am 05. Oktober 2011, DOI 10.1002/ange.201104193

Quelle: Universität Bayreuth

 


Aktualisiert am 11.10.2011.



© 1996 - 2024 Internetchemie ChemLin






Akzeptieren

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung dieser Webseite erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies gesetzt werden. Mehr erfahren