Beim Chlorophyll-Abbau in reifenden Äpfeln und Birnen entstehen
hochwirksame Antioxidantien.
Herbst, die Zeit der
Farben: Die Blätter werden rot, gelb und braun. Das Verschwinden der
grünen Farbe und das gleichzeitige Entstehen ansprechender Farben sind
auch Zeichen des Reifens von Früchten. Ein Team um Bernhard Kräutler von
der Universität Innsbruck (Österreich) konnte nun feststellen, dass der
Chlorophyll-Abbau in reifenden Äpfeln und Birnen die selben
Abbauprodukte wie in farbig werdenden Blättern hervorbringt. Wie die
Forscher in der Zeitschrift Angewandte Chemie berichten, sind diese als
"nichtfluoreszierende Chlorophyll-Kataboliten", kurz NCC, bezeichneten
farblosen Abbauprodukte hochwirksame Antioxidantien - und damit
womöglich auch sehr gesund.
Das wunderschöne Farbspiel der Blätter im Herbst ist Zeichen der
Blattseneszenz, des programmierten Zelltodes in Pflanzen. Dabei
verschwindet das Chlorophyll, der grüne Blattfarbstoff. Lange Zeit war
es völlig unklar, was mit dem Chlorophyll eigentlich passiert. In den
letzten Jahren konnten Kräutler und sein Team, zusammen mit den
Züricher Botanikern Philippe Matile und Stefan Hörtensteiner, die
ersten Abbauprodukte identifizieren: die farblosen polaren NCCs, die -
wie Chlorophyll und Häm - vier Pyrrol-Ringe enthalten.
Nun haben die Innsbrucker Forscher die Schalen von Äpfeln und Birnen
untersucht. Unreife Früchte sind wegen des Chlorophylls grün. In den
reifen Früchten findet man NCCs, anstelle des Chlorophylls, vor allem
in den Schalen und im direkt darunter liegenden Fruchtfleisch. Diese
Kataboliten sind bei Äpfeln und Birnen identisch und sie sind auch die
selben wie in Blättern der Obstbäume. "Offenbar gibt es einen
biochemisch einheitlichen Weg des Chlorophyllabbaus bei der
Blattseneszenz und der Fruchtreifung", stellt Kräutler fest.
Wenn Chlorophyll beim Abbau aus seinen Proteinkomplexen freigesetzt
wird, wirkt es phototoxisch: Bei Lichteinstrahlung nimmt es Energie
auf und kann diese auf andere Stoffe übertragen, beispielsweise kann
es Sauerstoff unkontrolliert in eine zerstörerisch wirkende,
hochreaktive Form umwandeln. Wie das Team zeigen konnte, wirken NCCs
in gegenteiliger Weise: Sie sind wirksame Antioxidantien und könnten
so eine wichtige physiologische Rolle für die Pflanze spielen. Nun
wurde offenkundig, dass NCCs Bestandteile der Nahrung von Menschen und
höheren Tiere sind und auch hier sicherlich nützlich sein können.
Wichtige weitere Antioxidantien in Schalen von Früchten sind die
bereits bekannten Flavonoide. Das Sprichwort "An apple a day keeps the
doctor away", bestehe schon zu Recht, meint Kräutler.
Quellen und Artikel:
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Thomas Müller, Dr., Markus Ulrich, Karl-Hans Ongania, Prof. Dr.,
Bernhard Kräutler, Prof. Dr.: In reifen Früchten gefundene farblose tetrapyrrolische
Chlorophyll-Kataboliten sind wirksame Antioxidantien.
In: Angewandte Chemie2007, 119, No. 45, 8854-8857, doi: 10.1002/ange.200703587