Forschern des Leibniz-Institutes für Plasmaforschung und Technologie (INP
Greifswald e.V.) ist es zusammen mit der Firma zell-Kontakt nun
erstmalig gelungen, mit Hilfe eines plasmagestütztes Verfahrens,
unterschiedlich chemisch funktionalisierte und klar voneinander
abgegrenzte Oberflächenareale auf engstem Raum zu erzeugen. Zentrale
Bereiche, welche die Ansiedlung eines Zellrasens für die Gentests
ermöglichen, sind jeweils von einer Zone umgeben, die für die
biologischen Zellen eine unüberwindliche Grenze bildet. Somit wird ein
Überwachsen der Zellen in Nachbarstrukturen wirksam unterbunden und
die parallele Durchführung einer Vielzahl unterschiedlicher Tests auf
der Fläche eines Chips ist möglich. Der Nachweis solcher chemischer
Mikrostrukturen auf Materialoberflächen ist nur mit Spezialmethoden
möglich, denn unter dem Mikroskop bleiben sie verborgen. Eine davon
ist die Elektronenspektroskopie für die Chemische Analyse (ESCA).
Bereiche unterschiedlicher atomarer Zusammensetzung lassen sich selbst
für Abmessungen von 10 µm (1 µm = 1/1000 mm) hiermit sichtbar machen.
Dazu misst ESCA Elektronen, die mittels Röntgenstrahlung aus den
Materialien herausgelöst werden und Rückschlüsse auf die chemischen
Bindungsverhältnisse auf der Materialoberfläche erlauben. INP
Projektleiter Dr. Karsten Schröder "Unsere Messungen zeigen, dass sich
die chemischen Eigenschaften der verschieden behandelten Areale
deutlich voneinander unterscheiden lassen und darüber hinaus scharfe
Übergänge aufweisen." Die Ergebnisse wurden jetzt in Brüssel der
internationalen Fachwelt vorgestellt und sollen in innovative
Zellkulturprodukte umgesetzt werden.
Das INP Greifswald erforscht Niedertemperatur-Plasmen für technische
Anwendungen. Ziel ist einerseits die technologische Vorlaufforschung
und andererseits die Optimierung etablierter Plasmaverfahren und
Plasmaprodukte sowie die Erforschung neuer Plasmaanwendungen. Dies
wird ergänzt durch die Anpassung von Plasmen an kundenspezifische
Einsatzbedingungen sowie Machbarkeitsstudien, Serviceleistungen und
Beratung.
Das INP betreibt Forschung und Entwicklung von der Idee bis zum
Prototyp, wobei sich die Themen an den Bedürfnissen der Gesellschaft
orientieren. Derzeit stehen die Biomedizintechnik,
Oberflächentechnologie, Umwelttechnik, Spezial-Plasmaquellen,
Modellierung und Diagnostik im Mittelpunkt des Interesses.
Das INP verfügt über 3700 qm Hauptnutzfläche, hat 25 Speziallabore
sowie einen klassifizierten Reinraum und ein mikrobiologisches Labor
für interdisziplinäre Forschung.
Das INP gehört zur Leibniz-Gemeinschaft und ist als gemeinnütziger
Verein organisiert. Derzeit beschäftigt das INP etwa 130 Mitarbeiter
und ist damit die größte außeruniversitäre Einrichtung auf diesem
Forschungsgebiet in Europa.
Im Verbund mit dem Institut für Physik an der
Ernst-Moritz-Arndt-Universität (IfP) und dem Max-Planck-Institut (IPP)
besteht die Aufgabe des INP in der Förderung der Plasmatechnologie, in
der Verbindung von Grundlagen und Industrieforschung.
Aus dem INP wurde in den Jahren 2005 und 2006 bereits je eine Firma
ausgegründet.
Die Firma zell-kontakt GmbH aus Nörten-Hardenberg entwickelt,
produziert und vertreibt analytische Zellkulturgefäße für die
Grundlagenforschung und die angewandte pharmakologische Forschung. Ein
besonderer Fokus liegt auf Produkten, die anspruchsvolle
Mikroskopieverfahren unterstützen.
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