Foundry Service: der schnelle Weg zum serienreifen
Analysechip
Für die günstige und schnelle Miniaturisierung
analytischer Assays in automatisierte, mikrofluidische Systeme (Lab-on-a-Chip)
bietet das HSG-IMIT eine neue Dienstleistung an: den Lab-on-a-Chip
Foundry Service. Das Institut der Hahn-Schickard-Gesellschaft aus
Villingen-Schwenningen stellte den Service erstmals auf der
BioTechnica 2008 in Hannover der Fachwelt vor.
Das Engineering-Angebot richtet sich an
Unternehmen, die auf dem Gebiet der Analytik und Diagnostik tätig
sind, aber auch an Forschungseinrichtungen. Besonders den Firmen der
Biotechnologie-Branche soll die Möglichkeit gegeben werden neu
entwickelte Assays zügig als Lab-on-a-Chip Systeme zu realisieren um
sie selbständig zu vermarkten. Durch Nutzung des Lab-on-a-Chip Foundry
Service müssen sie dazu keine eigenen Kompetenzen im Bereich der
Mikrosystemtechnik und Mikrofluidik aufbauen.
In kürzester Zeit kann ein Prototyp vom
Lab-on-a-Chip Foundry Service des HSG-IMIT nach Kundenbedürfnissen
bereitgestellt werden. Die Miniaturisierung und Integration erfolgt in
einem systematischen und modularen Entwicklungsprozess, der die
Entwicklungszeit mikrofluidischer Systeme entscheidend verkürzt. Damit
reagiert das Institut auf die gestiegene Nachfrage nach einer
schnellen Lieferung von Testmustern als wichtigen Schritt in der
Produktentwicklung.
Die Mikrosystemtechnik kann in diesem
Anwendungsgebiet einige ihrer originären Vorteile wirkungsvoll
ausspielen: Die speziellen Gesetzmäßigkeiten der Mikrofluidik erlaubt,
dass die Handhabung von Flüssigkeiten für komplexe präparative oder
analytische Protokolle in einer kompakten Kartusche benutzerfreundlich
untergebracht werden können. Die in den Mikrodimensionen gut
kontrollierbaren Strömungs- und Temperaturverhältnisse erlauben
chemische Prozesse unter gut reproduzierbaren Bedingungen und bei
hohen Konzentrations- und Temperaturgradienten zu fahren. Zudem
verbrauchen mikrofluidische Systeme weniger Reagenzien als
herkömmliche Verfahren und ermöglichen somit eine Kostenreduzierung
für den Anwender. Eine entscheidende Neuerung stellt dafür die
Fertigung der Systeme in Folientechnik dar. So ähneln die neuesten
Mikrofluidiksysteme einer Blisterverpackung für Tabletten. Für diese
Systeme wird noch weniger Material verbraucht ohne daß die Funktion
dadurch negativ beeinflusst wird.
Der Miniaturisierung stand bisher oft der hohe
Entwicklungsaufwand und die damit verbundenen Kosten und Risiken
entgegen. Das HSG-IMIT hat sich zum Ziel gesetzt diese Barriere für
den Martkeintritt zu verringern. Dazu dient der systematische
Entwicklungsprozess des Lab-on-a-Chip Foundry Service. Dabei wird ein
Assay zuerst schematisch in einzelne Schritte (engl. LUO's =
Laboratory Unit Operations) zerlegt. Diese einzelnen Schritte werden
in bereits bestehende, validierte mikrofluidische Funktionselemente
wie Schalter, Ventile, Mischer oder Extraktionsstrukturen übersetzt.
Ein neues Design wird damit hauptsächlich durch die Verknüpfung
bereits erprobter Strukturen erzeugt. Das führt zu kurzen
Entwicklungszeiten und begrenzt die Risiken.
Bei der Entwicklung setzt der Lab-on-a-Chip Foundry
Service des HSG-IMIT primär auf zentrifugale Geräte in Kombination mit
kostengünstigen Kunststoffkartuschen oder Disks. Diese sogenannte
zentrifugale Plattform hat sich dabei als robust und vielseitig
erwiesen, da nur durch Ändern von Drehrichtung und Drehzahl im
zentrifugalen Gerät verschiedenste Funktionen realisiert werden
können. Durch das Zentrifugalprinzip entstehen hohe Drücke und Kräfte
direkt auf der Disk ohne externe Anschlüsse. Dies ermöglicht einen
Verzicht auf komplexe Komponenten, wie Dichtungen, aktive Ventile oder
Pumpen. In vielen anderen Lab-on-a-Chip Systemen sind diese dagegen
unverzichtbar und treiben deren Kosten in die Höhe. Erfahrungen liegen
mit verschiedensten Assaytypen vor, so wurden bereits Immunoassays
(Antikörper basierte Tests), Nukleinsäureanalysen (DNA) mit Real-Time
PCR und Vollblutanalysen erfolgreich implementiert.
Das Institut bringt eine Fülle von Einzelleistungen
und Kompetenzen in den Lab-on-a-Chip Foundry Service ein. Neben der
Mikrofluidik an sich zählen dazu vor allem das Rapid Prototyping mit
Lithographie, Mikrofräsen, Beschichtungstechniken, Siegeln, Heißprägen
und Thermoformen von Folien. Eine Bibliothek mit fluidischen
Funktionselementen, Layouts und Testverfahren, sowie
Herstellungsverfahren steht zur Verfügung. Das Institut verfügt über
ein eigenes, 600 Quadratmeter großes Reinraumlabor sowie ein
biologisches Labor in dem Tests auch mit pathogenen Bakterien und
Viren durchgeführt werden.
Mit dem Lab-on-a-Chip Foundry Service stellt das
HSG-IMIT in allen Bereichen das nötige Know-How und die Technologien
für das Prototyping von analytischen Mikrofluidiksystemen zur
Verfügung. Darüber hinaus ermöglicht das Institut die Entwicklung von
kundenspezifischen Auslesegeräten und arbeitet mit Unternehmen für die
Serienproduktion von mikrofluidischen Chips zusammen. Mit diesem
Netzwerk und der engen Kooperation mit dem Institut für
Mikrosystemtechnik der Universität Freiburg, wo aktuellste Forschungen
im Bereich Lab-on-a-Chip stattfinden, positioniert sich das HSG-IMIT
als kompetenter Entwicklungspartner für die Biotechnologiebranche. |