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Abbildung 1: Aesthetic imperfections, 2008 Foto: Dr. Hans U. Danzebrink/PTB
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Abbildung 2: Data channels, 2007 Foto: Dr. Hans U. Danzebrink/PTB
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Was auf den ersten Blick aussieht wie poppig bunte Eier im Karton, ist in Wirklichkeit ein Stück Zukunftstechnologie (Abb. 1). Die runden Objekte sind Kunststoffkugeln aus Polystyrol, deren Durchmesser rund 300-mal schmaler als ein Haar ist. Aufgrund ihrer sehr regelmäßigen Anordnung können solche kristallartigen Objekte als Beugungsgitter verwendet werden, um beispielsweise Signale durch Lichtwellenleiter zu führen. Zukünftig können auf diese Weise Lichtimpulse in optischen Computerchips Information von einem Ort im Chip zum anderen transportieren. Für die PTB ist vor allem die symmetrische Anordnung dieser Nanoobjekte in der Anwendung als zweidimensionales Kalibriergitter von großem Interesse: Es lässt sich wie ein Lineal verwenden, mit dessen Hilfe man die Größe anderer Objekte bestimmen kann. Hans-Ulrich Danzebrink hat mit seinen Bildern die Anforderungen der internationalen Jury erfüllt und es in die Ausstellung geschafft, die von der School for Photographic Arts and Sciences am Rochester Institute of Technology organisiert wird. Unter mehreren hundert eingereichten Bildern von Forschern und Fotografen aus aller Welt wurden rund 60 ausgewählt, die aus wissenschaftlicher Sicht relevant sind, einen hohen ästhetischen Anspruch haben und nur unter erheblichem Aufwand realisierbar waren. Die Beiträge stammen aus so unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen wie Astronomie, Biologie, Maschinenbau, Medizin, Ozeanografie und Nanotechnologie. Die Aufnahmetechniken reichen von herkömmlicher Makro- und Hochgeschwindigkeitsfotografie über Röntgenaufnahmen bis zur Rasterkraftmikroskopie, und sie vermitteln faszinierende Einblicke in Bereiche, die dem menschlichen Auge sonst nicht zugänglich sind. Mit Hilfe der winzigen Tastspitze eines Rasterkraftmikroskops haben Danzebrink und sein Kollege Thorsten Dziomba die orangefarbenen Eier aufgenommen. Ein solches Mikroskop liefert keine optischen Bilder, sondern Oberflächenmesswerte und Zahlenreihen, die erst am Computer zu anschaulichen Darstellungen weiterverarbeitet werden. "Die Wahl der Darstellungsart liegt dann in den Händen des Wissenschaftlers", erläutert Danzebrink. Ob die Eier blau, grün oder eben orange werden, liegt also in der künstlerischen Freiheit und Deutungsmacht des Forschers. "Doch was dieses Bild besonders attraktiv macht, ist die Unvollkommenheit des Objekts", erklärt Danzebrink, "eine Tatsache, die uns PTB-Wissenschaftlern normalerweise die Haare zu Berge stehen ließe, aber die PTB ist auch dazu da, mit hochgenauer Messtechnik Fehler aufzudecken." Denn schließlich ist die PTB die oberste und somit genaueste Messbehörde des Landes. Ein weiteres PTB-Bild (Abb. 2) in der Ausstellung bietet unter dem Titel "Data channels" einen Blick auf die Schaltkreise eines Computerchips. Die wasserähnliche Färbung suggeriert den Informationsfluss innerhalb des Mikroprozessors.
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