Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin rät vom Gebrauch von Haarglättungsmitteln ab, die Formaldehyd in teilweise hohen Konzentrationen enthalten.
Aufgefallen waren den Überwachungsbehörden von Baden-Württemberg solche Mittel, die freies Formaldehyd in Konzentrationen von 1,7 bis 1,8 Prozent enthielten. "Solche Konzentrationen können die Gesundheit schädigen", sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. Formaldehyd wirkt stark reizend auf Augen, Haut und Schleimhäute. Der Stoff kann außerdem Allergien auslösen und ist vom BfR als krebserzeugend beim Menschen eingestuft worden.
In der EU ist Formaldehyd für die Anwendung in Haarglättungsmitteln nicht zugelassen. Offenbar beziehen Verbraucher und Frisiersalons aber mittels Direktimport oder über das Internet Produkte aus dem Ausland, ohne zu wissen, dass diese ihrer Gesundheit schaden können.
Formaldehyd kann Krebs im Nasen-Rachen-Raum auslösen. Neuerdings wird in der Wissenschaft auch ein möglicher Zusammenhang zwischen Formaldehyd und dem Auftreten der myeloischen Leukämie diskutiert. Bekanntermaßen kann Formaldehyd allergische Reaktionen der Atemwege und der Haut auslösen bis hin zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock. Es wirkt außerdem stark reizend auf Augen, Haut und Schleimhäute. Für Formaldehyd in der Innenraumluft wurde vom BfR ein sicherer Schwellenwert von 0,1 ppm abgeleitet.
In der EU ist Formaldehyd als Wirkstoff nur in Nagelhärtern in Konzentrationen bis zu 5 Prozent und als Konservierungsmittel in kosmetischen Mitteln nur bis zu einer Konzentration von 0,2 Prozent zugelassen, ab 0,05 Prozent ist eine Kennzeichnung vorgeschrieben. In Haarglättungsmitteln, die die Überwachungsbehörden in Baden-Württemberg untersucht haben, wurden 1,7 bis 1,8 Prozent Formaldehyd festgestellt. Bei der Verwendung von Haarglättungsmitteln mit diesen Konzentrationen besteht für die Anwender ein Gesundheitsrisiko.
Das BfR empfiehlt den zuständigen Behörden der Bundesländer entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, zum Beispiel, Frisiersalons mit Blick auf formaldehydhaltige Haarglättungsmittel zu kontrollieren. Verbrauchern rät das BfR dringend vom Hausgebrauch solcher Produkte ab. Offenbar können sie über den Internet-Versand erworben werden.
Haarglättungsmittel werden eingesetzt, um naturkrauses Haar dauerhaft glatt zu machen. Dabei wird das Mittel auf das Haar aufgetragen, und nach 30 Minuten Einwirkzeit wird das Haar mit einem 230 °C heißen Glätteisen gestreckt. Enthält das Haarglättungsmittel Formaldehyd, wird dieses mit den dabei entstehenden Dämpfen von Frisör und Kunde bzw. vom Privatanwender eingeatmet. Die Freisetzung von Formaldehyd aus den untersuchten Mitteln ist so hoch, dass Reizungen von Haut, Schleimhaut, Augen und Atemwegen, allergische Reaktionen der Haut und weitere Gesundheitsschäden möglich sind.
Formaldehyd in Haarglättungsmitteln dient der Neuvernetzung der durch Hitze gebrochenen Keratine im Haar. Eine lockige Haarstruktur wird dadurch glatt.
Das BfR ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.
Zusatzinformationen:
BfR:
Formaldehyd in Haargättungsmitteln.
In: Stellungnahme des BfR; vom 17. November 2010 [PDF], DOI
Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung, BfR
Aktualisiert am 05.12.2010.
Permalink: https://www.internetchemie.info/news/2010/dec10/haarglaettungsmittel-formaldehyd.php
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