Fließendes Wasser zur jeder Zeit und für alle Bereiche ist wohl eine der herausragendsten Errungenschaften der modernen Zivilisation. Aber sie birgt auch hier und da Probleme: Ablagerungen aus dem Wasser in Rohren, Armaturen und Behältern erfordern in regelmäßigen Abständen den Einsatz chemischer Substanzen: Entkalker im Haushalt.
Unter Wasser versteht der Chemiker eine definierte Substanz, die genau durch die Formel H2O beschrieben wird. Der Nicht-Chemiker unterscheidet intuitiv verschiedene Arten des Wassers: Meerwasser ist salzig, Regenwasser ist rein, Abwasser schmutzig und Trinkwasser kalkhaltig. Das Wasser, das uns die Wasserwerke für unsere Haushalte zur Verfügung stellt, muss den Anforderungen der Trinkwasserverordnung entsprechen - und diese erlaubt das Vorhandensein einer ganzen Reihe von natürlichen und künstlich hergestellten Substanzen. und legt gegebenenfalls Höchstmengenkonzentrationen fest.
Ursachen der Verkalkung
Zu den natürlichen Inhaltsstoffen unseres Wassers zählen eine Reihe gelöster Mineralstoffe wie Calcium, Magnesium, Natrium, Chlorid und verschiedene andere Salze in Form ihrer wasserlöslichen Ionen. Ein Fachbegriff aus der Chemie - der auch den meisten Laien im Zusammenhang mit dem Trinkwasser geläufig ist - ist die Wasserhärte. Dieser Wasserparameter gibt Auskunft über die Menge bzw. über die Konzentration der Substanzen, die zum einen als gelöste natürliche Mineralstoffe für den Körper wichtig sind, andererseits aber die leidigen Verkalkungen verursachen. Es gilt: Je höher die Wasserhärte des Wassers, desto höher ist die Tendenz der Kalkbildung.
Den Wert der Wasserhärte kann man bei den zuständigen regionalen Wasserversorgern erfragen. Generell sollte man den Härtegrad kennen, weil dieser zum Bespiel bei der Dosierung einiger Wasschmittel, aber auch bei der Einstellung bestimmter Kaffemaschinen, Spülmaschinen und Waschmaschinen berücksichtigen muss.
Härtebereich | °dH | Millimol Calciumcarbonat je Liter Wasser |
---|---|---|
weich | < 8,4 °dH | < 1,5 |
mittel | 8,4 - 14 °dH | 1,5 - 2,5 |
hart | > 14 °dH | > 2,5 |
Die Tabelle zeigt die Einteilung der Härtegrade in Deutschland, wie sie von den Wasserversorgungsunternehmen verwendet wird - basierend auf der Konzentration in Millimol Calciumcarbonat (1 mmol ≙ 0,1 g CaCO3); °dH = Deutscher Härtegrad.
Die Verkalkung schließlich beruht im Wesentlichen auf einem speziellen chemischen Gleichgewicht, das als Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht bezeichnet wird.
Ca2+ + 2 HCO3- ⇌ CaCO3 + H2CO3.
Das Gleichgewicht liegt in der Regel auf der linken Seite, d.h. die Calcium-Ionen liegen mit Hydrogencarbonat-Ionen als Gegenionen gelöst im Wasser vor. Das Gleichgewicht wird gestört, wenn Wasser verdampft und im Wasser gelöstes Kohlendioxid entweicht. Dies geschieht im Allgemeinen durch Verdunstung, auch kleinster Mengen. Im Resultat lagert sich nach und nach - in Abhängigkeit von der ausgetretenen Wassermenge, der Temperatur und der Calcium-Ionenkonzentration - Kalk ab, der im Laufe der Zeit als Kalkablagerung sichtbar wird.
Chemikalien zur Entkalkung
Die Kalkablagerungen sind in Wasser und Laugen unlöslich, zeigen sich auch gegenüber mechanischen Eingriffen als sehr widerstandsfähig, verkleinern langsam die Querschnitte von Rohrleitungen, Zuleitungen und Armaturen und wirken korrosionsfördernd. Aber: Verkalkungen sind nicht säureresistent!
Die Säurelöslichkeit des abgelagerten Kalks ist auch der Ansatzpunkt für die Auflösung der Verkalkungen. Der Handel hält hierfür eine Reihe von säurehaltigen Fertigprodukten, Mischungen und auch Einzelsubstanzen bereit.
Fertigentkalker
Gebrauchsfertige Entkalker-Lösungen werden in der Regel für bestimmte Anwendungsfelder angeboten, insbesondere für Kaffeemaschinen oder als universelle Kalklöser in Bad und Küche. Diese Fertigprodukte haben den Vorteil, auf den jeweiligen Anwendungsbereich genau abgestimmt zu sein und bei richtiger Handhabung gute Ergebnisse zu liefern.
Neben den Fertigentkalkern gibt es im Supermarkt und in den Baumärkten einzelne Chemikalien in fester und flüssiger Form zu kaufen, die sich als Entkalker im Haushalt eignen. Hier sollte man sich jedoch im Vorfeld Gedanken über den Anwendungsbereich machen:
Zitronensäure
Die auch in der Natur vorkommende, ungiftige Zitronensäure ist die erste Wahl, wenn es um leichte Verkalkungen in Bad und Küche geht. Die ungiftige Säure ist als kristallines Pulver oder als Zitronensäure-Lösung erhältlich und sollte überall da eingesetzt werden, wo es um Lebensmittel oder Getränke geht. Allerdings ist die Substanz chemisch gesehen eine schwache Säure - sie wirkt nur langsam und schafft schwerwiegende Verkalkungen kaum.
Die Anwendung erfolgt in flüssiger Form: Die Zitronensäure wird in das zu entkalkende Gerät (Kaffeeautomat) oder Behältnis (Töpfe, Spülbecken) gegeben und mit warmem Wasser versetzt. Durch die Einwirkung der Säure bildet sich wasserlösliches Calciumcitrat, das anschließend mit klarem Wasser wegspült wird.
Essigsäure
Ähnlich wie die Zitronensäure - aber effektiver - wirkt die Essigsäure, die als Essig-Essenz mit etwa 25 % Säure in jedem Supermarkt erhältlich ist. Der Einsatz von Essig hat allerdings einige Nachteile: Die Säure wirkt ätzend; man sollte Haut und Augenkontakt unbedingt vermeiden. Auf Metallteile wie Armaturen, Abflussringe etc. kann sie korrosiv wirken; und schließlich verströmt sie einen unangenehmen Essiggeruch.
Amidosulfonsäure
Die pulverförmige Amidosulfonsäure (siehe Sulfaminsäure) ist eine häufig in Fertigentkalkern, Spezialentkalkern und in der Industrie eingesetzte Substanz. Sie wirkt auch bei hartnäckigen Verkalkungen nach längerer Einwirkung und ist nicht korrosiv gegenüber Metallen. Die Anwendung ist die gleiche wie bei der Zitronensäure.
Salzsäure
Die chemische Keule unter den Kalklösemitteln ist die gegenüber Metallen stark korrosiv wirkende, stark ätzende und die Atemwege reizende Salzsäure, die auch starke Verkalkungen schnell zu lösen vermag.
Diese Säure sollte allerdings nur in Ausnahmefällen und nur von erfahrenen Personen als Kalklöser verwendet werden. Neben den bereits genannten Gefahren sollte Salzsäure niemals mit anderen Substanzen, vor allem nicht mit Reinigungsmitteln vermischt werden, da sich sehr giftige Chlorgase bilden können; Unfälle in diesem Zusammenhang kommen immer wieder vor.
Die Salzsäure eignet sich besonders zur Entfernung von Kalk an Keramiken (WC-Schüsseln, Waschbecken) und Kunststoffteilen. Metallteile dürfen mit der Säure nicht in Kontakt kommen. Gegebenenfalls sollten die zu entkalkenden Teile ausgebaut, in Salzsäure getaucht und abschließend mit viel Wasser gespült werden werden.
Vorbeugung vor Verkalkungen
Man muss es als naturgegeben hinnehmen: Dort wo Wasser fließt, da bildet sich Kalk. Einige Wasserwerke entkalken das Trinkwasser, wenn die Quelle aus geologischen Gründen besonders kalkhaltig ist. Die geschieht jedoch aus gesundheitlichen Gründen nur bis zu einem gewissen Grad, denn demineralisiertes Wasser schwämmt die Mineralstoffe - zu denen auch Calcium gehört - aus dem menschlichen Körper.
Verkalkungen zum Beispiel an Fliesen, Spül- und Waschbecken oder Oberflächen lassen sich zu einem gewissen Grade einschränken, in dem man diese trocken hält. Mit dem Abwischen von Feuchtigkeit entfernt man den Kalk gleich mit.
Letztlich bleibt einem aber nicht anderes, als hin und wieder zu Entkalkern zu greifen und mit Bedacht das richtige Mittel zu wählen ...
Letzte Änderung am 29. Juni 2023.
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