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Publiziert am 09.10.2007
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... an den Deutschen Peter Grünberg und den Franzosen Albert Fert
für die Entdeckung des "Riesenmagnetowiderstands-Effekt" (GMR-Effekt).
Ein Deutscher teilt sich mit einem Franzosen den diesjährigen, mit
umgerechnet 1,42 Millionen Euro dotierten Nobelpreis für Physik: Peter
Andreas Grünberg und Albert Fert. Mit dieser
Auszeichnung werden die Arbeiten der Preisträger über den
Riesenmagnetowiderstands-Effekt - kurz: GMR-Effekt - gewürdigt, einem
physikalischen Effeekt, der insbesondere bei der Entwicklung von
Computer-Festplatten eine wesentliche Rolle spielte und von beiden
Laureaten unabhängig voneinander 1988 entdeckt wurde.
Dank dieses Effekts gelang in den 90er-Jahren der Durchbruch zu
Giga-Byte-Festplatten. Peter Grünberg erhielt dafür bereits 1998 den
Zukunftspreis des Bundespräsidenten, 2006 den Erfinderpreis der
Europäischen Kommission, die Stern-Gerlach-Medaille 2007 sowie den
international hoch renommierten Japan Prize 2007. Grünbergs Arbeiten
legten den Grundstein für den Bereich Spintronik, der sich den
quantenmechanischen Spin der Elektronen für die Mikro- und
Nanoelektronik nutzbar macht. |
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GMR-Effekt: Riesenmagnetowiderstand in ultradünnen Schichten in
Abhängigkeit von der Ausrichtung der Magnetisierung.
Quelle: Institut für Physik der Universität
Bielefeld
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Den GMR-Effekt (englisch: Giant
Magnetoresistance) findet man heute in über 90 Prozent der
produzierten Festplatten: Er dient zum präzisen Auslesen von Daten.
Diese sind auf engstem Raum in winzigen Bereichen unterschiedlicher
Magnetisierung gespeichert. Ein Sensor, der den GMR-Effekt nutzt,
registriert diese kleinen Unterschiede als große messbare Änderung und
arbeitet daher hochempfindlich. Das erkannte auch die Industrie sehr
schnell: Bereits 1997 kam der erste GMR-Lesekopf für
Computerfestplatten auf den Markt. Der GMR-Effekt bescherte dem
Forschungszentrum Jülich Einnahmen in zweistelliger Millionenhöhe.
Längst hat der GMR-Effekt in verbesserten Leseköpfen für Festplatten,
Videobänder sowie in MP3-Player weltweite Verbreitung gefunden.
GMR-Effekt in Festplatten
Der GMR-Effekt ist eine sehr starke, magnetisch verursachte Änderung
des elektrischen Widerstands in metallischen Dünnschichtsystemen, die
man als Heterostrukturen bezeichnet.
Dieser Effekt beruht - anders als bei der normalen magnetischen
Widerstandsänderung - auf der magnetischen Ordnung der Elektronenspins
in einem äußeren magnetischen Feld. Praktisch verwendet man zwei oder
mehrere magnetische Schichten, die parallel zueinander stehen, und
eine Zwischenschicht, in der sich der Widerstand durch eine
entsprechende Präparation ändert. Der Widerstand des Stromes ändert
sich in Abhängigkeit von der relativen Ausrichtung der Magnetisierung
in den beiden Schichten und ist am größten bei antiparalleler
Magnetisierung der äußeren Schichten und am kleinsten bei paralleler
Magnetisierung (siehe Abbildung).
Resultat: Äußerst schwache magnetische Veränderungen erzeugen in einem
Riesenmagnetowiderstand sehr große Veränderungen des elektrischen
Widerstandes.
Ein solches System ist genau das, was gebraucht wird, um die Daten aus
Festplatten auszulesen, wobei magnetisch gespeicherte Information in
einen elektrischen Strom umgewandelt werden muss. Daher gingen sehr
schnell Wissenschaftler und Techniker daran, den neuen Effekt für
einen Lesekopf auszunützen. Bereits 1997 wurde der erste auf dem
GMR-Effekt fußende Lesekopf vorgestellt. Diese Konstruktion wurde sehr
schnell Stand der Technik und auch alle weiteren Entwicklungen bauen
auf den GMR.
Auf der Festplatte liegt die Information gespeichert vor in Form von
mikroskopisch kleinen Feldern mit verschiedenen
Magnetisierungsrichtungen. Die Information wird abgerufen, indem ein
Lesekopf die Festplatte abtastet und magnetische Veränderungen
registriert. Je kleiner und dichter mit Information gepackt die
Festplatte ist desto kleiner und schwächer werden auch die einzelnen
magnetischen Felder. Desto empfindlicher muss damit der benötigte
Lesekopf sein. Ein Lesekopf mit GMR-Effekt kann die sehr kleinen
magnetischen Veränderungen in genügend messbare Unterschiede beim
elektrischen Widerstand umwandeln, und damit in Schwankungen bei dem
Strom, der vom Lesekopf ausgesendet wird. Der Strom ist das
Ausgangssignal vom Lesekopf, die verschiedenen Werte der Stromstärke
stellen Nullen und Einsen dar.
Die Entdeckung des GMR-Effekts war möglich geworden dank in den 1970er
Jahren entwickelten neuen Techniken für äußerst dünne Schichten aus
verschiedenen Materialien. Zum Gelingen des GMR muss man
Schichtstrukturen aufbauen können, die in sich Dicken von nur wenigen
Atomen haben. Deshalb kann man die Technik des GMR auch als eine der
ersten großen Anwendungen ansehen für die so viel versprechende
Nanotechnik.
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Stimmen zum Nobelpreis für Physik 2007: |
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DFG-Präsident gratuliert Peter Grünberg zum
Nobelpreis für Physik:
"Auszeichnung zeigt Stärken des Wissenschaftsstandorts Deutschland"
Der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft
(DFG), Professor Matthias Kleiner, hat dem Jülicher Festkörperphysiker
Professor Peter Grünberg zum Nobelpreis für Physik gratuliert. "Wir
freuen uns sehr, dass Ihre bahnbrechenden Leistungen auf dem Gebiet
des Riesen-Magneto-Widerstandes nunmehr die höchste wissenschaftliche
Auszeichnung gefunden haben", so Kleiner in seinem Glückwunsch
wörtlich.
Der Nobelpreis, so Kleiner weiter, sei immer auch
ein Ausweis dafür, wie leistungsfähig ein Wis-senschaftssystem sei.
Dass nach Theodor Hänsch, der den Nobelpreis für Physik im Jahre 2005
erhielt, nun erneut ein deutscher Wissenschaftler geehrt werde, belege
eindrucksvoll die Qualität von Forschung und Wissenschaft in
Deutschland. Mit seinem wissenschaftlichen Werdegang stehe Grünberg
auch für die Verbindung von außeruniversitärer mit universitärer
Forschung.
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Pinkwart: Einfach großartig
Innovationsminister gratuliert Jülicher Wissenschaftler Grünberg
zum Nobelpreis
Innovationsminister Prof. Andreas Pinkwart hat dem
Jülicher Physiker Peter Grünberg zur Verleihung des Nobelpreises für
Physik gratuliert. Die Schwedische Akademie der Wissenschaften gab
heute bekannt, dass Peter Grünberg gemeinsam mit seinem Kollegen
Albert Fert, Université Paris-Sud, in diesem Jahr die weltweit höchste
Auszeichnung für Physiker bekommt. Die feierliche Überreichung findet
traditionell am 10. Dezember statt. "Der Preis ist eine großartige
Anerkennung der herausragenden wissenschaftlichen Arbeit dieses
Ausnahmewissenschaftlers. Forscherpersönlichkeiten wie Peter Grünberg
haben nicht nur eine enorme wissenschaftliche Expertise sondern auch
das Charisma, um ihre Leidenschaft und Begeisterung für ihr
Forschungsthema zu vermitteln und weiterzugeben. Das ist Treibstoff
für den Motor Innovationsland NRW", sagte Pinkwart. "Der Preis ist die
Krone für jeden Forscher und nicht zu übertreffen. Das der Preis an
einen Wissenschaftler geht, der seit Jahrzehnten am Forschungszentrum
Jülich arbeitet, ist damit auch ein riesiges Kompliment für das
Forschungszentrum und sein Umfeld."
Der Nobelpreis für Physik wird seit 1901 ergeben.
Nach Wolfgang Ketterle (2001) und Theodor Wolfgang Hänsch (2005) ist
Grünberg der dritte Deutsche der in den letzten sechs Jahren den
Nobelpreis bekommt. Als letzter nordrhein-westfälischer
Wissenschaftler hatte Professor Reinhard Selten 1994 den Nobelpreis
für Wirtschaftswissenschaften erhalten. Grünberg erhält den Preis für
seine Arbeit für seinen 1988 entdeckten sogenannten GMR-Effekt, der es
ermöglicht, die Speicherkapazität von Festplatten und damit ihre
Leistungsfähigkeit zu steigern. Bereits 1972 kam Grünberg zum
Forschungszentrum Jülich, er war ab 1984 parallel Privatdozent und
später außerplanmäßiger Professor an der Universität Köln. Seit seiner
Pensionierung 2004 arbeitet Grünberg als Gast im Forschungszentrum
Jülich.
In seiner wissenschaftlichen Laufbahn hat Peter
Grünberg bereits mehrfach bedeutende Auszeichnungen bekommen: Bereits
1998 erhielt er den Zukunftspreis des Bundespräsidenten für seine
Arbeit zum GMR-Effekt, im letzten Jahr wurde er als "Europäischer
Erfinder des Jahres" von der EU-Kommission und dem Europäischen
Patentamt ausgezeichnet. 2007 verlieh ihm die Deutsche Physikalische
Gesellschaft die angesehene Stern-Gerlach-Medaille, im April erhielt
er gemeinsam mit Albert Fert den international hoch renommierten
Japan-Preis. Zusammen mit Altert Fert bekam er in diesem Jahr in
Israel auch den Wolf-Preis, der in den Naturwissenschaften nach dem
Nobelpreis und der Fields-Medaille zu den angesehensten Preisen
weltweit gehört. |
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Helmholtz-Gesellschaft:
Nobelpreis für Physik an Helmholtz-Forscher
Der Nobelpreis für Physik geht an den
Festkörperphysiker Prof. Dr. Peter Grünberg vom
Helmholtz-Forschungszentrum in Jülich. Grünberg erhält die
Auszeichnung zusammen mit seinem französischen Kollegen Albert Fert
(Universität Paris-Süd) für die Entdeckung des
Riesen-Magnetwiderstands. Beide Wissenschaftler hatten diesen Effekt
unabhängig voneinander im Jahr 1988 entdeckt.
"Peter Grünberg ist ein hervorragender
Grundlagenforscher und hat ganz entscheidend zum Verständnis komplexer
magnetischer Materialien beigetragen. Gleichzeitig hat er schnell
erkannt, welchen großen Nutzen seine Entdeckung für die Wirtschaft hat
und dafür gesorgt, dass sie schnell in eine heute marktbeherrschende
Innovation umgesetzt wird", so Professor Dr. Jürgen Mlynek, Präsident
der Helmholtz-Gemeinschaft. Der Riesenmagnetwiderstand ist ein
Quanten-Effekt, der in geschichteten Strukturen aus magnetischen
Materialien auftritt. Dieser Effekt wird heute in fast jedem
Schreib-/Lesekopf für Festplatten genutzt, weil er das präzise
Auslesen von extrem dicht gespeicherter Information ermöglicht.
Dadurch hat sich die Speicherkapazität von Festplatten seit Mitte der
1990er Jahre sprunghaft über die Giga-Byte-Schwelle gesteigert.
Grünberg legte mit seiner Arbeit auch die Grundlagen für das neue
Forschungsfeld Spintronik, das den quantenmechanischen Spin der
Elektronen für Anwendungen in Mikro- und Nanoelektronik untersucht.
"Grünberg stellt die richtigen Fragen. Dass er nun den Nobelpreis
erhalten hat, freut mich nicht nur persönlich, sondern zeigt auch,
dass die Helmholtz-Gemeinschaft ein geeignetes Arbeitsumfeld für
außerordentliche Forscher bietet", so Mlynek.
Peter Grünberg wurde 1939 in Pilsen (jetzt
Tschechien) geboren. Nach Studium und Promotion in Darmstadt und einem
dreijährigen Forschungsaufenthalt in Kanada arbeitet er seit 1972 als
Wissenschaftler beim Forschungszentrum Jülich, wo er auch nach seiner
Emeritierung weiter forscht. Für seine Arbeit hat er bereits
zahlreiche international renommierte Preise erhalten: 1998 wurde er
mit dem Zukunftspreis des Bundespräsidenten ausgezeichnet und 2006 zum
"Europäischen Erfinder des Jahres" gekürt. 2007 erhielt er die
Stern-Gerlach-Medaille, den israelischen Wolf-Preis und den
Japan-Preis in der Kategorie "Innovationen durch Grundlagenforschung",
der mit 300.000 Euro dotiert ist.
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