"Das radioaktive Edelgas Radon erhöht nicht nur deutlich das Risiko für Lungenkrebs. Radon kann auch das Risiko geringfügig erhöhen, an anderen bösartigen Tumoren zu sterben". Das sagte der Sprecher des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) nach einer aktuellen Auswertung der weltweit größten Bergarbeiterstudie durch das BfS.
Statistisch signifikant nachweisbar sei die Risikoerhöhung aber nur bei sehr hohen Gesamtradonbelastungen, wie sie heute im Bergbau nicht mehr auftreten. Für einzelne Krebsarten lasse sich die Risikoerhöhung aber bislang statistisch nicht nachweisen.
Wissenschaftlich erwiesen ist, dass das chemische Element Radon Lungenkrebs verursacht. Die im British Journal of Cancer veröffentlichten Analysen [vgl. Artikel-Hinweis unten] gingen speziell der Frage nach, ob außer Lungenkrebs auch andere bösartige Krebserkrankungen durch das Einatmen von Radon verursacht werden können. Bisherige Studien, darunter die gemeinsame Auswertung von elf Bergarbeiterstudien aus sieben Ländern, ergaben keine Hinweise für einen solchen Zusammenhang.
Viele Studien waren aber zu klein oder in der Zusammensetzung der Bergleute zu heterogen, um aussagekräftig zu sein. Die Studie in dem ehemaligen ostdeutschen Uranbergwerk Wismut ist mit 59.000 Bergarbeitern in etwa gleich groß wie die anderen elf Studien zusammen. Die Wismut-Studie weist eine größere Bandbreite an Strahlenbelastungen auf, einen deutlich längeren Beobachtungszeitraum und eine größere Anzahl an Krebstodesfällen.
"Diese Studie stellt deshalb einen entscheidenden Fortschritt dar in der Bewertung eines möglichen Zusammenhangs zwischen Radon und dem Risiko für bösartige Tumoren außerhalb der Lunge," sagte der BfS-Sprecher.
Mit der Wismut-Studie hat das Bundesamt für Strahlenschutz 59.000 Männer erfasst, die zwischen 1946 und 1989 bei dem ehemaligen Uranerzbergbaubetrieb in Thüringen und Sachsen beschäftigt waren. Bis Ende 2003 wurden neben 3000 Lungenkrebsfällen weitere 3340 Todesfälle an anderen bösartigen Krebserkrankungen registriert. Für diese anderen bösartigen Tumoren insgesamt stieg das Risiko proportional in Abhängigkeit von der Gesamtradonbelastung. Der beobachtete Risikoanstieg ist relativ gering. Das Risiko für Lungenkrebs ist beispielsweise 15fach höher. Statistisch signifikant nachweisbar ist die Risikoerhöhung für bösartige Tumoren außerhalb der Lunge insgesamt erst bei Gesamtradonbelastungen, die etwa zehnmal so hoch sind, wie die derzeit zulässige berufliche Lebenszeitdosis. Solche Radonbelastungen sind selbst in den frühen Jahren des Bergbaus nur relativ selten aufgetreten.
Bei fast allen der 18 untersuchten spezifischen Krebsarten wurde ein Risikoanstieg beobachtet. Die höchsten Risiken gab es für Tumoren der Mundhöhle, des Rachenraums und der Leber.
Unklar bleibt allerdings, ob die beobachteten Risikoerhöhungen für jede einzelne Krebsart im Bereich der normalen Zufallsschwankung liegen oder nicht. Auch kann nicht ausgeschlossen werden, dass ein Teil der Risikoerhöhung durch andere Belastungen erklärt werden kann wie Feinstaub, Quarzfeinstaub und Arsen. Nachdem der Beobachtungszeitraum um weitere fünf Jahre bis Ende 2008 verlängert wurde, versprechen sich die Wissenschaftler in Bezug auf einzelne Tumorarten Ergebnisse, die belastbarer sind.
Zusatzinformationen:
M. Kreuzer, L. Walsh, M. Schnelzer, A. Tschense und B. Grosche:
Radon and risk of extrapulmonary cancers: results of the German uranium miners cohort study, 1960 - 2003.
In: British Journal of Cancer; online veröffentlicht am 11. November 2008, DOI 10.1038/sj.bjc.6604776
Quelle: Bundesamt für Strahlenschutz, BfS
Aktualisiert am 16.12.2008.
Permalink: https://www.internetchemie.info/news/2008/dec08/radon-risiko-krebsarten.php
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