Als Radium-Verbindungen werden Substanzen bezeichnet, die Radium - ein radioaktives chemisches Element aus der Gruppe der Erdalkalimetalle - enthalten; in seinen Verbindungen liegt das Radium in der Oxidationsstufe +2 vor.
Als schwerstes Erdalkalimetall ähnelt das Radium in seinen chemischen Eigenschaften sehr dem Barium. Reines Radiummetall reagiert an der Luft heftig mit dem Luftstickstoff zu Radiumnitrid. Radiumionen sind farblos, die reinen Salze weiß bzw. farblos-kristallin. Auf Grund der Autoradiolyse werden die Radium-Verbindungen allmählich - aber fortdauernd - quasi von innen heraus zersetzt und ändern ihre Farbe von gelb über rosa zu dunkelbraun; dennoch könnte die chemische Zusammensetzung der Salze über einen Zeitraum von etwa 200 Jahren in etwa gleich bleiben.
Ebenfalls heftig reagiert Radium mit Wasser unter Bildung von wasserlöslichem Radiumhydroxid.
Die Flammenfärbung mit Radiumsalzen ergibt eine karminrote Flamme.
Verwendung
Radiumsalze waren früher Wirkstoffe zur Behandlung von Krebs; die Wirkung beruhte auf der Freisetzung radioaktiver Strahlung im Körper. Nach und nach wurden die Radium-Therapeutika jedoch zum zum allergrößten Teil gegen weniger toxischer Chemikalien auf der Basis von Technetium-99m oder Strontium-89 eingestellt.
Das Bromid wurde in Leuchtfarben für Uhren eingesetzt (siehe Radiolumineszenz), seine Verwendung jedoch in den 1960er und 1970er Jahren zugunsten anderer Substanzen endgültig eingestellt.
Gefahren
Radiumverbindungen - wie auch das freie Element - sind allesamt hochradioaktiv und sehr giftig!
Aufgrund seiner chemischen Ähnlichkeit mit Calcium, einem essentiellen Mineralstoff für Mensch und Tier, neigt das Radium aus den Radiumsalzen dazu, sich in den Knochen anzusammeln, wo es das Knochenmark bestrahlt und Anämie, Leukämie, Sarkome, Knochenkrebs, genetische Defekte, Unfruchtbarkeit, Geschwüre und Nekrose des Gewebes verursachen kann. Dabei kann es Jahre dauern, bis sich erste Vergiftungssymptome bzw. gesundheitliche Beschwerden zeigen. Zu diesem Zeitpunkt ist es normalerweise zu spät für eine wirksame medizinische Behandlung.
Radiumverbindungen stellen darüber hinaus auch eine ernsthafte Umweltgefahr (Bioakkumulation) dar, die durch die sehr gute Wasserlöslichkeit dieser Chemikalien noch verstärkt wird.
Übersicht: Radium-Verbindungen
Die nachfolgende Übersicht zeigt die hier behandelten Verbindungen des Radiums, einige ihrer Eigenschaften und Verweise auf die Detail-Informationen, die über das jeweilige Stichwort zugänglich sind.
Verbindung | Formel | Molmasse | Fp. | Kp. | Dichte |
---|---|---|---|---|---|
Radium-223-dichlorid | RaCl2 | 296,92541 g mol-1 | |||
Radiumbromid | RaBr2 | 385,83341 g mol-1 | 728 °C | 5,79 g cm-3 | |
Radiumcarbonat | CO3Ra | 286,03341 g mol-1 | |||
Radiumchlorid | RaCl2 | 296,92541 g mol-1 | 900 °C | 4,9 g cm-3 | |
Radiumfluorid | RaF2 | 264,02222 g mol-1 | 1327 °C | 1927 °C | 6,75 g cm-3 |
Radiumhydroxid | H2O2Ra | 260,03941 g mol-1 | |||
Radiumnitrat | N2O6Ra | 350,03341 g mol-1 | |||
Radiumsulfat | O4SRa | 322,08141 g mol-1 |
Wenn nicht anders angegeben gelten Standardbedingungen für Temperatur und Dichte D.
Vor Temperaturangaben: Z = Zersetzung; S = Sublimation.
Radium-Mineralien
Tabelle Radium-haltiger Mineralien mit Zusammensetzung und prozentuale Anteile (berechnet als Prozent Atommasse an Molmasse).
Mineral | Zusammensetzung | Kristallsystem | Molmasse | Prozent Ra | Anmerkungen |
---|---|---|---|---|---|
Radiobaryt | (Ba,Ra)SO4 | orthorhombisch-bipyramidal | 233,40 g mol-1 | 0,01 % | stark radioaktiv |
Literatur-Quellen
[1] - F. P. Curie:
Darstellung der reinen Radiumsalze.
In: Angewandte Chemie, 1911, DOI 10.1002/ange.19110240806.
[2] - NN:
Le Radium.
In: Zeitschrift von 1904 bis 1920, Journal de Physique Archives, 1920.
[3] - Otto Erbacher:
Löslichkeits-Bestimmungen einiger Radiumsalze.
In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1930, DOI 10.1002/cber.19300630120.
[4] - NN:
Journal de Physique et le Radium.
In: Zeitschrift von 1920 bis 1963, Journal de Physique Archives, 1963.
[5] - C. Friedrich und H. Remane:
Marie Curie: Chemie-Nobelpreisträgerin 1911 und Entdeckerin der Elemente Polonium und Radium.
In: Angewandte Chemie, 2011, DOI 10.1002/ange.201008063.
[6] - Paul L. Brown , Artem V. Matyskin, Christian Ekberg:
The aqueous chemistry of radium.
In: Radiochimica Acta, 110, (2022), DOI 10.1515/ract-2021-1141.
Kategorie: Stoffgruppen
Letzte Änderung am 07. August 2024.
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