Radium ist ein stark radioaktives chemisches Element mit dem Elementsymbol Ra und der Ordnungszahl 88 aus der Gruppe der Erdalkalimetalle (2. Hauptgruppe im Periodensystem). Reines Radium ist hell-bläulichweiß glänzend, reagiert heftig mit Wasser und Säuren und färbt die Flamme intensiv rot.
Das Erdalkalielement Radium wurde 1898 vom Ehepaar Curie entdeckt und später quasi in mühevoller Handarbeit aus der Joachimsthaler Pechblende isoliert und charakterisiert. Es tritt in der Natur lediglich in Spuren auf.
Übersicht: Allgemeine Daten zum Radium
Das Radium-Atom
Identifikations-Merkmal für das Ra-Atom - und somit für das Element Radium - ist die Anzahl der Protonen im Atomkern (Kernladungszahl oder Protonenzahl) und - im ungeladenen Zustand - die gleiche Anzahl an Elektronen in der Atomhülle; diese beträgt jeweils 88 und bestimmt die Atomzahl, Atomnummer bzw. die Ordnungszahl des Radiums.
Für Unterschiede bei den Radium-Atomkernen bei gleichbleibender Kernladungszahl sorgen die Kernbausteine der Neutronen. Diese Atomsorten werden unter dem Begriff Radium-Isotope bzw. Ra-Nuklide zusammengefasst (Isotopen-Daten: siehe dort).
Da alle Nuklide instabil sind, wird die allgemeine relative Atommasse des Radiums mit 226 angegeben, vereinbarungsgemäß der Wert des langlebigsten Kerns.
Elektronenkonfiguration
Symbol | OZ | Kurzform |
---|---|---|
Ra | 88 | [Rn] 7s2 |
Langform:
1s | 2s | 2p | 3s | 3p | 3d | 4s | 4p | 4d | 4f | 5s | 5p | 5d | 5f | 6s | 6p | 6d | 6f | 7s | 7p |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
2 | 2 | 6 | 2 | 6 | 10 | 2 | 6 | 10 | 14 | 2 | 6 | 10 | 2 | 6 | 2 |
Ionisierungsenergien
Die folgende Tabelle listet die Bindungsenergien bzw. die Ionisierungsenergien IE des Radiums auf, also die erforderliche Energie in Elektronenvolt (eV), um ein bestimmtes Elektron von einem Ra-Atom zu trennen.
1. IE: | 5,278423 eV | 2. IE: | 10.14715 eV |
Elektronenbindungsenergie
Die nachfolgende Tabelle listet die Elektronenbindungsenergien der einzelnen Radium-Elektronen in den jeweiligen Orbitalen auf. Die Werte sind in Elektronenvolt (eV) angegeben.
K | LI | LII | LIII |
1s | 2s | 2p1/2 | 2p3/2 |
103922 | 19237 | 18484 | 15444 |
MI | MII | MIII | MIV | MV |
3s | 3p1/2 | 3p3/2 | 3d3/2 | 3d5/2 |
4822 | 4490 | 3792 | 3248 | 3105 |
NI | NII | NIII | NIV | NV | NVI | NVII |
4s | 4p1/2 | 4p3/2 | 4d3/2 | 4d5/2 | 4f5/2 | 4f7/2 |
1208 | 1058 | 879 | 636 | 603 | 299 | 299 |
OI | OII | OIII | OIV | OV |
5s | 5p1/2 | 5p3/2 | 5d3/2 | 5d5/2 |
254 | 200 | 153 | 68 | 68 |
PI | PII | PIII |
6s | 6s1/2 | 6p3/2 |
44 | 19 | 19 |
Weitere Daten
201 pm (in Einfach-Bindungen, nach Pyykkö et al.)
173 pm (in Zweifach-Bindungen, nach Pyykkö et al.)
159 pm (in Dreifach-Bindungen, nach Pyykkö et al.)
Spektrallinien des Radiums
Die nachfolgende Abbildung zeigt ein Emissionsspektrum des Radiums mit den charakteristischen Spektrallinien im sichtbaren Wellenlängenbereich zwischen 400 und 700 nm:
Chemie des Radiums
Radium ist wie Barium ein hochreaktives Metall und weist den Oxidationszustand von +II auf. Näheres zur Chemie des Radiums: Siehe unter Radium-Verbindungen.
Chemische Daten
Standardpotentiale
Normalpotential des Radiums:
E0 (V) | Nox | Name Ox. | Ox. | e- | ⇔ | Red. | Name Red. | Nox |
-2,8 | + II | Radium-Kation | Ra2+ | + 2 e- | ⇔ | Ra (s) | Radium | 0 |
Material- und physikalische Eigenschaften des Radiums
Die nachfolgende Tabelle führt einige physikalische Daten sowie Materialeigenschaften auf. Soweit nicht anders vermerkt beziehen sich die Werte auf Radium-226.
159,0 kJ mol-1 (gasförmig)
176,5 J mol-1 K-1 (gasförmig)
Geochemie, Vorkommen, Verteilung
Radium tritt in der Erdkruste nur in äußerst geringen Mengen auf. Auf Grund der kurzen Halbwertszeit zerstrahlt es ständig, wird aber auch immer wieder neu gebildet. Radium tritt als Zwischenprodukt in den Zerfallsketten der natürlichen radioaktiven Elemente Uran und Thorium auf. Winzige Mengen des Radiums treten in Uranerzen wie Pechblende (heute Uraninit genannt) und verschiedenen anderen Uran-Mineralen auf - und in noch kleineren Mengen in Thorium Mineralien. So lassen sich aus einer Tonne Pechblende etwa 0,15 Gramm Radium gewinnen. Ein Kilogramm Erdkruste enthält durchschnittlich etwa 900 Picogramm, ein Liter Meerwasser 89 Femtogramm des radioaktiven Elements.
Ein natürliches Radium-Mineral ist Radiobaryt, (Ba,Ra)SO4, das in Tschechien (Jenikov-Lahost, Region Usti) vorkommt und Radium im Promille-Bereich enthält. Radiobaryt dürfte eines der am stärksten radioaktiv strahlenden Mineralien sein; es wurden schon Proben mit 31,8 MBq/g aufgefunden. Generell werden Baryte mit mehr als 70 Bq/g als Radiobaryte bezeichnet.
Literatur und Quellen
[1] - Nobelpreis 1911:
Marie Curie: Entdeckung und Arbeiten an den Elementen Radium und Polonium.
In: The Nobel Prize in Chemistry, 1911.
[2] - Christoph Friedrich, Horst Remane:
Marie Curie: Chemie-Nobelpreisträgerin 1911 und Entdeckerin der Elemente Polonium und Radium.
In: Angewandte Chemie, 2011, DOI 10.1002/ange.201008063.
Externe Informationsangebote
Geschichtliches zum Thema / historische Dokumente
Marie und Pierre Curie
Biographie der Entdecker des Radiums - Format: PDF
Gruppenelemente - Informationen
Erdalkalimetalle
Vorlesungsmaterialien: Chemie der Metalle. Universität Freiburg
Erdalkalimetalle
Eigenschaften, Herstellung, Verwendung. Universität Karlsruhe - Format: PDF
Gruppeneigenschaften der 2. Hauptgruppe
Übersicht zur Chemie der Erdalkalimetalle
Einzelne Verbindungen
Alpharadin
Radiopharmakon für die Krebstherapie
Synthese, Herstellung, Produktion
Radium-Aufreinigung
... zur Herstellung von Actinium-225 am Zyklotron für die Alpha-Immuntherapie. Dissertation, 2014. TU München - Format: PDF
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Radium-228
Verfahren zur Bestimmung der Aktivitätskonzentration von Radium-228 in Trinkwasser und Grundwasser. BMU - Format: PDF
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... im Grund- und Mineralwasser - Format: PDF
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Radionuklidtherapie
... von Knochenmetastasen mittels Radium-223. Leitlinien.
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Merkblatt Strahlenexposition bei Therapie mit Ra-223 dichlorid - Format: PDF
Wundermittel Radium
(...) die Zukunft werde dem Radium ein Zeitalter völliger Krankheitslosigkeit danken. Radium als medizinisches Wundermittel im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Artikel, 2017
Kategorie: Chemische Elemente
Letzte Änderung am 27.02.2021.
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