Dhurrin ist der Trivialname einer organisch-chemischen Verbindung. In der Natur tritt die Substanz als sekundäres Stoffwechselprodukt bestimmter Pflanzen auf und zählt hier zu den cyanogenen Glycosiden.
Bezeichnungen und Identifikatoren
Dhurrin
C14H17NO7
311,29 (g/mol)
499-20-7
207-878-6
NVLTYOJHPBMILU-YOVYLDAJSA-N
Systematischer Name
(2S)-(β-D-Glucopyranosyloxy)(4-hydroxyphenyl)acetonitril
Weitere Bezeichnungen, Synonyme
(S)-4-Hydroxymandelonitril-beta-D-glucosid
Englische Bezeichnung
Dhurrin
(2S)-(beta-D-Glucopyranosyloxy)(4-hydroxyphenyl)acetonitrile
Chemische Formeln
Brutto- bzw. Summenformel und Strukturformel der chemischen Verbindung Dhurrin:
C14H17NO7
Mr = 311,29 g/mol
(2S)-(β-D-Glucopyranosyloxy)(4-hydroxyphenyl)acetonitril
SMILES: c1cc(ccc1[C@@H](C#N)O[C@H]2[C@@H]([C@H]([C@@H]([C@H](O2)CO)O)O)O)O
Daten und Eigenschaften
Übersicht über die (bekannten) chemischen und physikalischen Eigenschaften: Dhurrin. Es gelten - soweit nicht anders angegeben - Raumumgebungsbedingungen (Normaldruck, 0 % Luftfeuchtigkeit, 20 °C).
In reinem Zustand liegt Dhurrin als weißer Feststoff vor.
200 °C
Spektroskopische Daten:
Berechnetes NMR-Spektrum (Predict Spectra via NMRDB)
1H NMR Spektrum, 13C NMR Spektrum.
Prozentuale und isotopische Zusammensetzung:
Massenbezogene elementare Zusammensetzung und Isotopen-Anteile der Verbindung Dhurrin - C14H17NO7 - berechnet auf Grundlage der Molekülmasse.
.Element E
der Atome Ex
und der Isotope *
der Isotope
Ex an Formelmasse
Kohlenstoff
ΣAr = 168,154 u
12C: 12 u [98,94 %]
13C: 13,00335 u [1,06 %]
14C: 14,00324 u [<< 1 %]
12C: 53,44584 %
13C: 0,5726 %
14C: Spuren
Wasserstoff
ΣAr = 17,136 u
2H: 2,0141 u [0,01 %]
3H: 3,01605 u [<< 1 %]
1H: 1,00783 u [99,99 %]
2H: 0,00055 %
3H: Spuren
1H: 5,50428 %
Stickstoff
14N: 14,00307 u [99,6205 %]
15N: 15,00011 u [0,3795 %]
14N: 4,48259 %
15N: 0,01708 %
Sauerstoff
ΣAr = 111,993 u
17O: 16,99913 u [0,03835 %]
18O: 17,99916 u [0,205 %]
16O: 15,99491 u [99,757 %]
17O: 0,0138 %
18O: 0,07375 %
16O: 35,88964 %
*) Die dritte Spalte führt die Atommassen bzw. Isotopenmassen der beteligten Elemente sowie - in eckigen Klammern - die natürliche Isotopenzusammensetzung auf.
Weitere berechnete Daten
Die molare Masse ist M = 311,29 Gramm pro Mol.
Die Stoffmenge von einem Kilogramm der Substanz ist n = 3,212 mol.
Die Stoffmenge von einem Gramm der Substanz ist n = 0,003 mol.
Monoisotopische Masse: 311,10050188465 Da - bezogen auf 12C141H1714N16O7.
Vorkommen
Dhurrin wurde seit 1906 in mehreren Sorghum-Arten entdeckt und als Ursache von Vergiftungen mit Cyanwasserstoff (HCN, Blausäure) bei Rindern ausgemacht.
- Mohrenhirse (auch Sorgho, Dari, Durrakorn, Besenkorn, Guineakorn, Shallu, Milo oder Jowar; Sorghum bicolor).
Die Freisetzung des Naturstoffs und damit der Blausäure bei Verletzung schützt die Pflanzen gegen Fraßfeinde. Wie sich eine Pflanze gegen dieses Gift selber schützt haben Forscher in dem Artikel Abbau cyanogener Glycoside bei Pflanzen beschrieben.
Wirkung
Der Darm eines Säugetiers enthält mehrere Glucosidasen, die glycosidische Bindungen effizient hydrolysieren. Bei der Hydrolyse der glycosidischen Bindung wird das Aglycon des Dhurrins ((2S)-Hydroxy(4-hydroxyphenyl)acetonitril) schnell abgebaut und HCN gebildet, der dann in die Blutbahn gelangt. Die tödliche Dosis von Dhurrin bei Menschen und anderen Säugetieren ist theoretisch hoch, da pro Dhurrinmolekül nur ein HCN-Molekül gebildet wird. Der Massengehalt an Dhurrin in Sorghum ist relativ gering, bezogen auf das gesamte Pflanzenmaterial. Ein Mensch müsste daher eine beträchtliche Menge rohen Sorghums essen, bevor Vergiftungserscheinungen auftreten. In trockenen Umgebungen ist Sorghum ein gut zu lagerndes Futtermittel, da es extremen Dürrebedingungen standhält. Tiere, die den rohen Sorghum in großen Mengen als Futter verzehren, nehmen mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Menge auf, die für ihre jeweilige Spezies eine tödliche Dosis Dhurrin enthält und dann zu Tierverlusten führen kann.
Gefahren-Hinweise nach GHS
(Allgemeine Hinweise ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit! Die Angaben ersetzen weder das Sicherheitsdatenblatt Chemikalien noch eine Gefährdungsbeurteilung, sondern geben eine allgemeine Übersicht hinsichtlich der Gefährdung durch den Gefahrstoff.)
Signalwort: Achtung
Gefahrenhinweise (H-Sätze):
H302Gesundheitsschädlich bei Verschlucken.
Kennzeichnung in der EU: Siehe ECHA Substance Infocard 100.007.163.
Externe Informationsquellen
Hersteller und Bezugsquellen
In der nachfolgenden Tabelle sind Produzenten und Lieferanten von Dhurrin als kommerzielle Chemikalie für Labor, Forschung, Industrie und Produktion mit den entsprechenden Kontaktdaten verzeichnet.
Literatur und Quellen
[0] - Fach- und Forschungsartikel in wissenschaftlichen Zeitschriften via PubMed: Dhurrin.
Letzte Änderung am 15.02.2024.
Permalink: https://www.internetchemie.info/substanz/Dhurrin.php
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