Bor - chemisches Zeichen B, Ordnungszahl 5 - ist ein in einer tetragonalen und zwei rhombischen Modifikationen vorkommendes, in kistalliner Form grauschwarzes, sehr hartes und reaktionsträges, nichtmetallisches chemisches Element.
Übersicht: Allgemeine Daten zum Bor
Das Bor-Atom
Identifikations-Merkmal für das B-Atom - und somit für das Element Bor - ist das Vorhandensein von 5 Protonen im Atomkern; man nennt diese Zahl Kernladungszahl oder Protonenzahl und sie entspricht der Ordnungszahl, die wiederum die Stellung des Bors im Periodensystem bestimmt. Im ungeladenen und damit elektrisch neutralen B-Atom befinden sich zudem 5 Elektronen in der Elektronhülle.
Für Unterschiede bei den Bor-Atomkernen bei gleichbleibender Kernladungszahl sorgen die Kernbausteine der Neutronen. Diese Atomsorten werden unter dem Begriff Bor-Isotope bzw. Bor-Nuklide zusammengefasst (Isotopen-Daten: siehe dort).
Die irdischen Bor-Vorkommen bestehen aus einem Gemisch aus mehreren Nukliden unterschiedlicher Masse; die relative Atommasse wird daher mit 10,81 u angegeben.
Elektronenkonfiguration
Symbol | OZ | Kurzform | 1s | 2s | 2p |
B | 5 | [He] 2s2 2p1 | 2 | 2 | 1 |
Ionisierungsenergien
Die folgende Tabelle listet die Bindungsenergien bzw. die Ionisierungsenergien IE des Bors auf, also die erforderliche Energie in Elektronenvolt (eV), um ein bestimmtes Elektron von einem B-Atom zu trennen.
1. IE: | 8,29802 eV | 2. IE: | 25,1548 eV | 3. IE: | 37,93064 eV | 4. IE: | 259,37521 eV | 5. IE: | 340,22580 eV | 6. IE: | eV |
Elektronenbindungsenergie
Die nachfolgende Tabelle listet die Elektronenbindungsenergien der einzelnen Bor-Elektronen in den jeweiligen Orbitalen auf. Die Werte sind in Elektronenvolt (eV) angegeben.
K | LI | LII | LIII |
1s | 2s | 2p1/2 | 2p3/2 |
188 |
Weitere Daten
85 pm (empirisch, nach Slater)
85 pm (in Einfach-Bindungen, nach Pyykkö et al.)
78 pm (in Zweifach-Bindungen, nach Pyykkö et al.)
73 pm (in Dreifach-Bindungen, nach Pyykkö et al.)
Spektrallinien des Bors
Die nachfolgende Abbildung zeigt ein Emissionsspektrum des Bors mit den charakteristischen Spektrallinien im sichtbaren Wellenlängenbereich zwischen 400 und 700 nm:
Chemie des Bors
Bor ist das leichteste chemische Element mit einem Elektron in einem p-Orbital im Grundzustand. Im Gegensatz zu den meisten anderen p-Elementen folgt es jedoch nur selten der Oktettregel und platziert normalerweise nur sechs Elektronen - in drei Molekülorbitalen - in seiner Valenzschale. Bor ist der Prototyp für die Bor-Gruppe (Gruppe 13, 3. Hauptgruppe), obwohl die anderen Honologen dieser Gruppe Metalle und typischere p-Elemente sind - nur das Aluminium teilt in gewissem Maße die Abneigung von Bor gegen die Oktett-Regel.
Elementares Bor ist selten und schlecht untersucht, da das reine Material äußerst schwierig herzustellen ist. Die meisten Untersuchungen betreffen Proben, die geringe Mengen an Kohlenstoff enthalten. Das chemische Verhalten von Bor ähnelt mehr dem Silicium als dem des Aluminiums. Kristallines Bor ist chemisch inert und beständig gegen Angriffe durch kochende Fluss- oder Salzsäure. In fein verteilter Form wird es langsam von heißem konzentrierten Wasserstoffperoxid, heißer konzentrierter Salpetersäure, heißer Schwefelsäure oder einer heißen Mischung aus Schwefel- und Chromsäuren angegriffen.
Die Oxidationsrate von Bor hängt von der Kristallinität, Partikelgröße, Reinheit und Temperatur ab. Elementares Bor reagiert bei Raumtemperatur nicht mit Luft, verbrennt aber bei höheren Temperaturen zu Bortrioxid B2O3.
Chemische Daten
2,01 nach Allred-Rochow
2,051 nach Allen
1,8 nach Mulliken
1,88 nach Sanderson
4,9686 eV nach Gosh-Gupta
4,29 eV nach Pearson
Standardpotentiale
Normalpotential des Bors:
E0 (V) | Nox | Name Ox. | Ox. | e- | ⇔ | Red. | Name Red. | Nox |
-0,89 | + III | Borsäure | H3BO3 + 3 H+ | + 3 e- | ⇔ | B (s) + 3 H2O | Bor | 0 |
Material- und physikalische Eigenschaften des Bors
Die nachfolgende Tabelle führt einige physikalische Daten sowie Materialeigenschaften des reinen Bors auf.
1,026 J g-1 K-1 (spezifisch) (rhombisch)
2,08 g cm-3 (flüssig, am Schmelzpunkt)
nach Vickers: 49 GPa
565,0 kJ mol-1 (gasförmig)
153,4 J mol-1 K-1 (gasförmig)
Bor ähnelt dem Kohlenstoff in seiner Fähigkeit, stabile kovalent-gebundene molekulare Netzwerke zu bilden. Auch ungeordnetes (amorphes) Bor enthält reguläre Bor-Ikosaeder, die jedoch ohne Fernordnung willkürlich miteinander verbunden sind. Kristallines Bor ist ein sehr hartes, schwarzes Material mit einem Schmelzpunkt von über 2000 °C. Es bildet vier Hauptpolymorphe: Das α-rhomboedrische (α-R), das β-rhomboedrisch (β-R), das γ- und das β-tetragonale Bor (β-T); eine α-tetragonale (α-T) Phase existiert ebenfalls, diese ist jedoch sehr schweirig ohne erhebliche Verunreinigungen herzustellen.
Externe Informationsangebote
Informationen, Daten zum Element
Bor: Nichtmetall der 3. Hauptgruppe
Vorlesungsskript: Chemie der Nichtmetalle. Universität Freiburg
Borchemie
Aspekte zur Chemie des Bors. ChidS - Format: PDF
Struktur: Bor
Vorlesungsskript: Anorganische Strukturchemie. Universität Freiburg
Gruppenelemente - Informationen
Borgruppe, 3. Hauptgruppe, Erdmetalle, Triele: Al, Ga, In, Tl
Vorlesungsskript: Chemie der Metalle. Universität Freiburg
Borgruppe, III. Hauptgruppe
Vorlesungsmaterialien: Anorganische Chemie. ETH Zürich - Format: PDF
Verbindungsklassen
Borane
Vorlesungsskript: Chemie der Nichtmetalle. Universität Freiburg
Borate - Strukturchemie
Dissertation: Beiträge zur Strukturchemie der Borate. Universität München
Borazide und Borylnitrene
Synthese, Charakterisierung und Untersuchungen zum Reaktionsverhalten von Boraziden und Borylnitrenen : C-H-Transformation und direkte Aminierung von Alkanen. Dissertation, 2010. Universität Bochunm
Bor-Oxide
Vorlesungsskript: Strukturchemie der Oxide. Universität Freiburg
Bor-Stickstoff-Verbindungen
Beiträge zur Chemie der Bor-Stickstoff-Verbindungen: Synthesen und Reaktionen von N-Sulfinylaminen des Bors. Dissertation, 2001. Universität Bochum
Boryl- und Borylenkomplexe
Synthese, Struktur und Reaktivität von Boryl- und Borylenkomplexen später Übergangsmetalle. Dissertation, 2008. Universität Würzburg
closo-Dodekaboraten
Untersuchungen zu Reaktivität, Aufbau und struktureller Dynamik von salzartigen closo-Dodekaboraten. Universität Stuttgart
N-Sulfinylamine des Bors
Beiträge zur Chemie der Bor-Stickstoff-Verbindungen: Synthesen und Reaktionen von N-Sulfinylaminen des Bors. Dissertation, 2001. Universität Bochum
Einzelne Verbindungen
Bor und Borverbindungen
Chemikalien-Datenbank: physikalische und chemische Eigenschaften, Sicherheitsdatenblätter, kommerziell verfügbaren Stoffen und Verbindungen; verschiedene Suchkriterien einschließlich Struktursuche
Spektroskopische Daten, Spektren
Bor-11: Chemische Verschiebungen
Tabelle: 11B chemical shifts. Universität Potsdam - [engl.]
Geochemie und Biogeochemie
Borhaltige Minerale
Informationen zum Bor und den Bormineralien. Mineralien Atlas
Dissertationen
Organoborane
Stereoselektive Synthese mit Organoboranen und Mechanistische Studien zur Selektivität von Umlagerungen. Dissertation, 2003. LMU München
Newsarchiv
Bor-Sauerstoff-Dreifachbindung
Chemikern der Universität Würzburg ist es erstmals gelungen, eine stabile Dreifachbindung zwischen den Elementen Bor und Sauerstoff zu knüpfen
Chemische Bindung in Hochdruck-Bor-Kristallen
Ein Forscherteam hat chemische Bindungen entdeckt, die in borhaltigen Materialien bisher unbekannt waren
Eine neue Stoffklasse: Borosulfate
Augsburger und Freiburger Festkörperchemiker stellen mit dem von ihnen entdeckten Kaliumborosulfat eine neue Art von Verbindungen mit hervorragend maßschneiderbaren Eigenschaften vor.
Neues zur Borchemie
Über das Element Bor weiß weltweit wohl niemand so gut Bescheid wie das Team von Professor Holger Braunschweig an der Universität Würzburg: Zurzeit berichten gleich drei hochrangige Fachzeitschriften über Fortschritte, die den Würzburgern in der Bor-Chemie gelungen sind.
Abbildung: Molekül mit einer Bor-Bor-Dreifachbindung, erstmals synthetisiert von Chemikern der Universität Würzburg [Bild: Rian Dewhurst / Krzysztof Radacki].
Superharte Phase von Bor entdeckt
Ein Forschungsteam mit Beteiligung der ETH Zürich hat eine Form des Elementes Bor gefunden, die nach Lehrbuch gar nicht existieren dürfte: einen ionischen Kristall.
Abbildung: Bei einem Druck zwischen 19 und 89 Gigapascal formieren sich die Bor-Atome zu negativ geladenen Ikosaedern (violett) und positiv geladenen Hanteln (orange). [Bildquelle: zVg, ETH Zürich]
Kategorie: Chemische Elemente
Aktualisiert am 31.01.2020.
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