Cer ist die Bezeichnung für das chemische Element mit der Ordnungszahl 58 und dem Elementsymbol Ce. Der Name des 1803 von Jöns Jacob Berzelius und Wilhelm von Hisinger sowie gleichzeitig von Martin Heinrich Klaproth entdeckten chemischen Grundstoffs ist auf den Kleinplaneten Ceres (Entdeckungsjahr 1801) zurüchzuführen, der seinerseits nach der römischen Fruchtbarkeitsgöttin Ceres benannt wurde.
Das auch Cerium oder Zer genannte Element zählt zu den Gruppen der Lanthanoide, der Inneren Übergangselemente (f-Block) und der Seltenen Erden. In reiner Form zeigt es sich als silberweißes, weiches, mit dem Messer schneidbares und sehr dehnbares Metall, das in mehreren allotropen Formen auftritt.
Übersicht: Allgemeine Daten zum Cer
Das Cer-Atom
Das Ce-Atom - und damit das chemische Element Cer - ist eindeutig durch die 58 positiv geladenen Protonen im Atomkern definiert. Für den elektrischen Ausgleich im ungeladenen Ceratom sorgen ebensoviele Elektronen.
Für Varianten an Atomkernen sorgen die Kernbausteine der Neutronen. Diese Atomsorten werden unter dem Begriff Cer-Isotope zusammengefasst (Isotopen-Daten: siehe dort). Die auch Nuklide genannten Atomsorten unterscheiden sich in der Anzahl der Neutronen.
Die irdischen Cer-Vorkommen bestehen aus einer Mischung von vier dieser Cer-Nuklide, die insgesamt in einem relativ stabilen Verhältnis zueinander auftreten. Die relative Atommasse des Cers von 140,116(1) u ergibt sich aus den einzelnen Nuklidmassen und deren Häufigkeiten zueinander als statistischer Durchschnittswert mit einem gewissen Unsicherheitsfaktor (in Klammern).
Elektronenkonfiguration
Die Elektronenkonfiguration des Cers im ungeladenen Grundzustand:
Symbol | OZ | Kurzform | 1s | 2s | 2p | 3s | 3p | 3d | 4s | 4p | 4d | 4f | 5s | 5p | 5d | 5f | 6s | 6p | 6d | 6f |
Ce | 58 | [Xe] 4f1 5s1 6s2 | 2 | 2 | 6 | 2 | 6 | 10 | 2 | 6 | 10 | 1 | 1 | 6 | 2 |
Ionisierungsenergien
Die folgende Tabelle listet die Bindungsenergien bzw. die Ionisierungsenergien IE der Cers, also die erforderliche Energie in Elektronenvolt (eV), um ein bestimmtes Elektron von einem Ce-Atom zu trennen.
1. IE: | 5,5387 eV | 2. IE: | 10,85 eV | 3. IE: | 20,198 eV | 4. IE: | 36,758 eV | 5. IE: | 66,55 eV | 6. IE: | 77,6 eV |
Elektronenbindungsenergie
Die nachfolgende Tabelle listet die Elektronenbindungsenergien der einzelnen Cer-Elektronen in den jeweiligen Orbitalen auf. Die Werte sind in Elektronenvolt (eV) angegeben.
K | LI | LII | LIII |
1s | 2s | 2p1/2 | 2p3/2 |
40443 | 6549 | 6164 | 5723 |
MI | MII | MIII | MIV | MV |
3s | 3p1/2 | 3p3/2 | 3d3/2 | 3d5/2 |
1436 | 1274 | 1187* | 902,4 | 883,8 |
NI | NII | NIII | NIV | NV | NVI | NVII |
4s | 4p1/2 | 4p3/2 | 4d3/2 | 4d5/2 | 4f5/2 | 4f7/2 |
291,0 | 223,2 | 206,5 | 109 | - | 0,1 | 0,1 |
OI | OII | OIII | OIV | OV |
5s | 5p1/2 | 5p3/2 | 5d3/2 | 5d5/2 |
37,8 | 19,8 | 17,0 |
Weitere Daten
163 pm (in Einfach-Bindungen, nach Pyykkö et al.)
137 pm (in Zweifach-Bindungen, nach Pyykkö et al.)
131 pm (in Dreifach-Bindungen, nach Pyykkö et al.)
Spektrallinien des Cers
Die nachfolgende Abbildung zeigt ein Emissionsspektrum des Cers mit den charakteristischen Spektrallinien im sichtbaren Wellenlängenbereich zwischen 400 und 700 nm:
Chemie des Cers
Cer besitzt 4 Valenzelektronen, die allesamt abgegeben werden können, um Cer(IV)-Verbindungen mit dem gelben bis orangefarbigen Ce4+-Kation zu bilden.
Die meisten Lanthanoide können nur drei Elektronen als Valenzelektronen verwenden, da die verbleibenden 4f-Elektronen zu stark an den Kern gebunden sind. Cer ist damit eine Ausnahme, da die leere f-Schale in Ce4+ stabil ist.
Das farblose Ce(III)-Kation tritt bevorzugt auf.
Frisches, glänzendes Cer-Metall läuft an der Luft schnell an; es bildet sich eine Oxid-Schicht, die - ähnlich wie Rost - leicht abplatzt. Ein 1-cm dickes Stück Cer korrodiert so innerhalb eines Jahres vollständig.
Chemische Daten
Standardpotentiale
Normalpotential des Cers:
E0 (V) | Nox | Name Ox. | Ox. | e- | ⇔ | Red. | Name Red. | Nox |
-2,336 | + III | Cer(III)-Kation | Ce3+ | + 3 e- | ⇔ | Ce (s) | Cer | 0 |
1,44 | + IV | Cer(IV)-Kation | Ce4+ | + e- | ⇔ | Ce3+ | Cer(III)-Kation | + III |
Material- und physikalische Eigenschaften des Cers
Die nachfolgende Übersicht führt einige physikalische Daten sowie Materialeigenschaften des reinen Cer-Metalls auf.
0,192 J g-1 K-1 (spezifisch) (gamma)
6,55 g cm-3 (flüssig, am Schmelzpunkt)
nach Vickers: 0,27 GPa
nach Brinell: 0,412 GPa
423,0 kJ mol-1 (gasförmig)
191,8 J mol-1 K-1 (gasförmig)
Geochemie, Vorkommen, Verteilung
Cer ist das am häufigsten vorkommende chemische Element der Lanthanoid-Reihe und etwa zu 66 ppm in der Erdkruste enthalten, bezogen auf die Masse; es steht gleich hinter dem Kupfer (68ppm). Cer ist damit noch häufiger als gewöhnliche Metalle wie Blei (13 ppm) oder Zinn (2,1 ppm) - und damit, trotz seiner Zugehörigkeit zu den Seltenen Erden, gar nicht so selten.
Cer kommt in verschiedenen Mineralien vor, von denen die wichtigsten kommerziellen Quellen die Mineralien der Monazit- und der Bastnäsit-Gruppe sind, bei denen der Ce-Gehalt etwa die Hälfte des Lanthanoid-Gehalts ausmacht.
Gefahren und Sicherheit
Gefahr
(Allgemeine Hinweise ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit)
Cer ist ein entflammbarer Feststoff (H228), der oberhalb von 150 °C unter heftigem Glühen zum Cerdioxid verbrennt. Cer-Metall ist stark pyrophor, d.h. wenn es geschliffen oder zerkratzt wird, entzünden sich die entstandenen Späne.
Zusätzlich ist Cer gesundheitsschädlich beim Verschlucken, beim Einatmen und bei Berührung mit der Haut, verursacht schwere Augenreizungen und kann zu Atemwegsreizungen führen.
Literatur und Quellen
[1] - C. G. Mosander:
Ueber Cer, Lanthan und Didym, sowie über Yttererde, Erbium und Terbium.
In: Justus Lebigs Annalen der Chemie, 1843, DOI 10.1002/jlac.18430480218.
[2] - C. G. Mosander:
Ueber Cerium, Lanthanium und Didymium.
In: Archiv der Pharmazie, 1844, DOI 10.1002/ardp.18440870127.
[3] - Jörg Wittig:
Die elektronische Struktur von Lanthan und Cer.
In: Physikalische Blätter, 1977, DOI 10.1002/phbl.19770330305, open access.
[4] - Eric J. Schelter:
Cerium under the lens.
In: Nature Chemistry, 2013, DOI 10.1038/nchem.1602.
Externe Informationsangebote
Gruppenelemente - Informationen
Lanthanoid Trennung
Gewinnung und Trennung von Lanthanoiden. FH Münster - Format: PDF
Lanthanoid Trennung
Gewinnung und Trennung von Lanthanoiden. FH Münster - Format: PDF
Lanthanoide
Entdeckung der Lanthanoide; Besonderheiten der Lanthanoide; Elektronenkonfigurationen; Ionenaustauscherverfahren; Lanthanoidenkontraktion; Oxidationsstufen; Verwendung. Universität Bayreuth
Lanthanoide
Allgemeines, Trennung, Gewinnung, Eigenschaften, 4f-Orbitale etc.. Universität Bielefeld
Lanthanoide
Vorlesungsmaterialien: Chemie der Metalle. Universität Freiburg
Seltene Erden
Die Geschichte der Seltenen Erden
Einzelne Verbindungen
Cer und Cerverbindungen
Chemikalien-Datenbank: physikalische und chemische Eigenschaften, Sicherheitsdatenblätter, kommerziell verfügbaren Stoffen und Verbindungen; verschiedene Suchkriterien einschließlich Struktursuche
Metallorganische Chemie und Reagenzien
Lanthanoid- und Quecksilberkomplexe
... mit polyfunktionellen Ligandensystemen: Synthesen und Strukturen. Dissertation, 2002. Universität Göttingen - Format: PDF
Geochemie und Biogeochemie
Cerhaltige Minerale
Informationen zum Cer und den Cermineralien. Mineralien Atlas
Geochemie der Seltenen Erden
Umfassendes Vorlesungsskript - Format: PDF
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Cerdioxid-Nanopättchen als Sauerstoffspeicher
2-D schlägt 3-D: Ceroxid in Plättchenform speichert mehr Sauerstoff als nanokristalline Form
Kategorie: Chemische Elemente
Aktualisiert am 31.01.2020.
Permalink: https://www.internetchemie.info/chemische-elemente/cer.php
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