Germanium ist ein chemisches Element mit dem Elementsymbol Ge und der Ordnungszahl 32. In reinem Zustand ist es ein graues, im Diamantgitter kristallisierendes, metallisch glänzendes und sehr sprödes Halbmetall (Halbleiter) der Kohlenstoff-Gruppe und zeigt eine Dichteanomalie: Die Dichte ist im festen Zustand niedriger als im flüssigen.
Der Grundstoff wurde 1871 von Mendelejew (Ekasilicon) an Hand einer Lücke im zu der Zeit entwickelten Periodensystem vorhergesagt und 1886 von Winkler entdeckt, der das Halbmetall nach seinem Vaterland Deutschland benannte.
Bei Temperaturen um 250 °C oxidiert Germanium langsam zu Germaniumdioxid. Germanium löst sich langsam in konzentrierter Schwefelsäure und ist in verdünnten Säuren und Laugen unlöslich. Die allgemeinen Oxidationsstufen, in der Germanium-Verbindungen vorkommen, sind +4 und +2; in selteneren Fällen tritt Germanium auch in den Oxidationsstufen +3, +1 und -4 auf.
Wie Silicium wird das sehr viel seltenere Germanium zur Herstellung von Halbleiterbauteilen verwendet. Elementares Germanium wird als Halbleiter in Transistoren und verschiedenen anderen elektronischen Geräten eingesetzt. Historisch basierte das erste Jahrzehnt der Halbleiterelektronik ausschließlich auf Germanium. Gegenwärtig sind die hauptsächlichen Endanwendungen faseroptische Systeme für die Telekommunikation bzw. in Objektiven für Spezialkameras und Mikroskopen; Infrarotoptiken für Wärmebildkameras, Nachtsichtgeräte und Spektroskope; Solarzellenanwendungen (Substrat für Wafer hocheffizienter Photovoltaikzellen); Leuchtdioden (LEDs); Halbleiterdetektoren für Sicherheitssysteme (z. B. auf Flughäfen); Monochromatoren für Strahlrohre zur Synchrotronröntgenbeugung. Germaniumverbindungen werden auch für Polymerisationskatalysatoren verwendet und wurden jüngst bei der Herstellung von Nanodrähten angewendet. Darüber hinaus bildet das Element eine große Anzahl von Organogermaniumverbindungen, wie zum Beispiel Tetraethylgermanium, das in der metallorganischen Chemie nützlich ist.
Germanium gilt auf Grund der geringen Verfügbarkeit und der hohen Nachfrage vor allem in Schlusseltechnologien als technikkritisches Element.
Übersicht: Allgemeine Daten zum Germanium
Das Germanium-Atom
Identifikations-Merkmal für das Ge-Atom - und somit für das Element Germanium - ist die Anzahl der Protonen im Atomkern (Kernladungszahl oder Protonenzahl) und - im ungeladenen Zustand - die gleiche Anzahl an Elektronen in der Atomhülle; diese beträgt jeweils 32 und bestimmt die Atomzahl, Atomnummer bzw. die Ordnungszahl des Germaniums.
Für Unterschiede bei den Germanium-Atomkernen bei gleichbleibender Kernladungszahl sorgen die Kernbausteine der Neutronen. Diese Atomsorten werden unter dem Begriff Germanium-Isotope bzw. Germanium-Nuklide zusammengefasst (Isotopen-Daten: siehe dort).
Die irdischen Germanium-Vorkommen bestehen aus einem Isotopengemisch; die relative Atommasse wird daher mit 72,630(8) u angegeben.
Elektronenkonfiguration
Symbol | OZ | Kurzform | 1s | 2s | 2p | 3s | 3p | 3d | 4s | 4p | 4d | 4f |
Ge | 32 | [Ar] 3d10 4s2 4p2 | 2 | 2 | 6 | 2 | 6 | 10 | 2 | 2 |
Ionisierungsenergien
Die folgende Tabelle listet die Bindungsenergien bzw. die Ionisierungsenergien IE des Germaniums auf, also die erforderliche Energie in Elektronenvolt (eV), um ein bestimmtes Elektron von einem Ge-Atom zu trennen.
1. IE: | 7,89943 eV | 2. IE: | 15,93461 eV | 3. IE: | 34,0576 eV | 4. IE: | 45,7155 eV | 5. IE: | 94,500 eV | 6. IE: | 115,9 eV |
7. IE: | 144,9 eV | 8. IE: | 176,4 eV | 9. IE: | 212,7 eV | 10. IE: | 251,7 eV | 11. IE: | 285,7 eV | 12. IE: | 326,6 eV |
13. IE: | 368 eV | 14. IE: | 409 eV | 15. IE: | 532 eV | 16. IE: | 567 eV | 17. IE: | 610 eV | 18. IE: | 668 eV |
19. IE: | 707 eV | 20. IE: | 748 eV | 21. IE: | 834 eV | 22. IE: | 880,50 eV | 23. IE: | 2176,9 eV | 24. IE: | 2303 eV |
25. IE: | 2442 eV | 26. IE: | 2666 eV | 27. IE: | 2744 eV | 28. IE: | 2886 eV | 29. IE: | 3069 eV | 30. IE: | 3194,6 eV |
31. IE: | 13557,34 eV | 32. IE: | 14119,4348 eV | 33. IE: | eV | 34. IE: | eV | 35. IE: | eV | 36. IE: | eV |
Elektronenbindungsenergie
Die nachfolgende Tabelle listet die Elektronenbindungsenergien der einzelnen Germanium-Elektronen in den jeweiligen Orbitalen auf. Die Werte sind in Elektronenvolt (eV) angegeben.
K | LI | LII | LIII |
1s | 2s | 2p1/2 | 2p3/2 |
11103 | 1414,6 | 1248,1 | 1217,0 |
MI | MII | MIII | MIV | MV |
3s | 3p1/2 | 3p3/2 | 3d3/2 | 3d5/2 |
180,1 | 124,9 | 120,8 | 29,8 | 29,2 |
Weitere Daten
125 pm (empirisch, nach Slater)
121 pm (in Einfach-Bindungen, nach Pyykkö et al.)
111 pm (in Zweifach-Bindungen, nach Pyykkö et al.)
114 pm (in Dreifach-Bindungen, nach Pyykkö et al.)
Spektrallinien des Germaniums
Die nachfolgende Abbildung zeigt ein Emissionsspektrum des Germaniums mit den charakteristischen Spektrallinien im sichtbaren Wellenlängenbereich zwischen 400 und 700 nm:
Chemische Daten
2,02 nach Allred-Rochow
1,994 nach Allen
1,9 nach Mulliken
2,31 nach Sanderson
5,1318 eV nach Gosh-Gupta
4,6 eV nach Pearson
Standardpotentiale
Normalpotential des Germaniums:
E0 (V) | Nox | Name Ox. | Ox. | e- | ⇔ | Red. | Name Red. | Nox |
-0,37 | + IV | Germaniumdioxid | GeO2 + 2 H+ | + 2 e- | ⇔ | GeO (s) + H2O (l) | Germaniumoxid | + II |
-0,29 | 0 | Germanium | Ge (s) + 4 H+ | + 4 e- | ⇔ | GeH4 (g) | Monogerman | - IV |
0,12 | + IV | Germanium(IV)-Kation | Ge4+ | + 4 e- | ⇔ | Ge (s) | Germanium | 0 |
0,26 | + II | Germaniumoxid | GeO (s) + 2 H+ | + 2 e- | ⇔ | Ge (s) + H2O | Germanium | 0 |
Material- und physikalische Eigenschaften des Germaniums
Die nachfolgende Übersicht führt einige physikalische Daten sowie Materialeigenschaften des reinen Germaniums auf.
0,320 J g-1 K-1 (spezifisch)
5,60 g cm-3 (flüssig, am Schmelzpunkt)
372,0 kJ mol-1 (gasförmig)
167,9 J mol-1 K-1 (gasförmig)
Bei Drücken über 120 kbar wandelt sich die α-Germanium-Struktur zu β-Germanium mit einer β-Zinn-Struktur um.
Literatur und Quellen
[1] - Clemens Winkler:
Mitteilungen über das Germanium.
In: Journal für Praktische Chemie, 1886, DOI 10.1002/prac.18860340122.
[2] - Clemens Winkler:
Germanium, Ge, ein neues, nichtmetallisches Element.
In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1886, DOI 10.1002/cber.18860190156.
[3] - Clemens Winkler:
Mitteilungen über das Germanium.
In: Journal für Praktische Chemie, 1887, DOI 10.1002/prac.18870360119.
[4] - J. D. Burton, F. Culkin, J. P. Riley:
The abundances of gallium and germanium in terrestrial materials.
In: Geochimica et Cosmochimica Acta, 1959, DOI 10.1016/0016-7037(59)90052-3.
[5] - Dr. Mike Haustein:
Germanium. Die Lücke im Periodensystem.
In: Chemie in unserer Zeit, 2011, DOI 10.1002/ciuz.201100549.
Externe Informationsangebote
Spezielle Teilinformationen
GERDA Experiment
... mit Germanium. Beschreibung und Theorie. MPG - Format: PDF
Praktikumsskripten, praktische Anleitungen
Eigenleitung
Eigenleitung von Germanium. Universität Basel - Format: PDF
Eigenleitung und Hall-Effekt von Germanium
Praktikumsskript; theoretische Grundlagen. Universität Basel - Format: PDF
Halleffekt
F-Praktikumsskript: Halleffekt am Germanium. Universität Halle - Format: PDF
Gruppenelemente - Informationen
Elementstrukturen der IV. Hauptgruppe
Vortragsskript. Universität Bayreuth
Kohlenstoffgruppe
Vergleichende Übersicht. Rutherford - Lexikon der Elemente
Kohlenstoffgruppe
Vorlesungsmaterialien: Anorganische Chemie. ETH Zürich - Format: PDF
Kohlenstoffgruppe - physikalische und chemische Eigenschaften
Tabelle einiger physikalischer und chemischer Eigenschaften der Kohlenstoffgruppenelemente. ETHZ
Strukturchemie: Elemente der IV. Hauptgruppe (Tetrele)
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Tetrele (4. Hauptgruppe, Kohlenstoff-Gruppe: Si, Ge, Sn, Pb)
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Einzelne Verbindungen
Germanium-Chemikalien
Chemikalien-Datenbank: physikalische und chemische Eigenschaften, Sicherheitsdatenblätter, kommerziell verfügbaren Stoffen und Verbindungen; verschiedene Suchkriterien einschließlich Struktursuche
Geochemie und Biogeochemie
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Zur Mineralogie des Germaniums. Mineralienatlas
Dissertationen
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Donor-stabilisierte Germanium(II)-Verbindungen : Substituenten-Effekte, Struktur, Reaktivität. Dissertation, 2003. Universität Bielefeld
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Chemische Gasphasenabscheidung von Germanium-Chalkogen-Verbindungen für die Verwendung in nichtflüchtigen Festkörperspeichern. Dissertation, 2013. Universität Magdeburg
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Tetragermabuta-1,3-dien
Reaktionsweisen eines Tetraaryldigermens: Synthese des ersten Tetragermabuta-1,3-diens. Dissertation, 2001. Universität Oldenburg
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Neue Reaktionsweisen eines Tetragermabuta-1,3-diens und von Digermenen. Dissertation, 2006. Universität Oldenburg
Tetragermabuta-1,3-dien
Optimierte Synthese und erste Reaktionen. Dissertation, 2004. Universität Oldenburg
Kategorie: Chemische Elemente
Aktualisiert am 02.02.2020.
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