Uran - gelegentlich auch Uranium, Symbol U; Ordnungszahl 92 - ist ein radioaktives, silberweiß glänzendes, an der Luft anlaufendes, relativ weiches, in drei Modifikationen auftretendes, sehr reaktives und pyrophores chemisches Element aus der Gruppe der Actinoide.
Uran ist das wohl bekannteste radioaktive chemische Element. Die nuklearen Eigenschaften des Urans und die damit verbundenen kerntechnischen Anwendungen führten seit 1938 zur Entwicklung einer so genannten Uranwirtschaft.
Übersicht: Allgemeine Daten zum Uran
Das Uran-Atom
Das U-Atom - und damit das chemische Element Uran - ist eindeutig durch die 92 positiv geladenen Protonen im Atomkern definiert. Für den elektrischen Ausgleich im ungeladenen Uran-Atom sorgt die gleiche Anzahl an Elektronen.
Für Unterschiede bei den Atomkernen sorgen die Kernbausteine der Neutronen. Diese Atomsorten werden unter dem Begriff Uran-Isotope bzw. Uran-Nuklide zusammengefasst (Isotopen-Daten: siehe dort).
Die irdischen Uran-Vorkommen bestehen aus einem Isotopengemisch verschiedener Nuklide; die relative Atommasse wird daher mit 238,02891(3) u angegeben.
Elektronenkonfiguration
Symbol | OZ | Kurzform | 1s | 2s | 2p | 3s | 3p | 3d | 4s | 4p | 4d | 4f | 5s | 5p | 5d | 5f | 6s | 6p | 6d | 6f | 7s | 7p |
U | 92 | [Rn] 5f3 6d1 7s2 | 2 | 2 | 6 | 2 | 6 | 10 | 2 | 6 | 10 | 14 | 2 | 6 | 10 | 3 | 2 | 6 | 1 | 2 |
Ionisierungsenergien
Die folgende Tabelle listet die Bindungsenergien bzw. die Ionisierungsenergien IE auf, also die erforderliche Energie in Elektronenvolt (eV), um ein bestimmtes Elektron von einem Uran-Atom zu entfernen.
1. IE: | 6,1941 eV | 2. IE: | 10,6 eV | 3. IE: | eV | 4. IE: | eV | 5. IE: | eV | 6. IE: | eV |
Elektronenbindungsenergie
Die nachfolgende Tabelle listet die Elektronenbindungsenergien der einzelnen Uran-Elektronen in den jeweiligen Orbitalen auf. Die Werte sind in Elektronenvolt (eV) angegeben.
K | LI | LII | LIII |
1s | 2s | 2p1/2 | 2p3/2 |
115606 | 21757 | 20948 | 17166 |
MI | MII | MIII | MIV | MV |
3s | 3p1/2 | 3p3/2 | 3d3/2 | 3d5/2 |
5548 | 5182 | 4303 | 3728 | 3552 |
NI | NII | NIII | NIV | NV | NVI | NVII |
4s | 4p1/2 | 4p3/2 | 4d3/2 | 4d5/2 | 4f5/2 | 4f7/2 |
1439 | 1271 | 1043 | 778,3 | 736,2 | 388,2 | 377,4 |
OI | OII | OIII | OIV | OV |
5s | 5p1/2 | 5p3/2 | 5d3/2 | 5d5/2 |
321 | 257 | 192 | 102,8 | 94,2 |
PI | PII | PIII |
6s | 6s1/2 | 6p3/2 |
43,9 | 26,8 | 16,8 |
Weitere Daten
170 pm (in Einfach-Bindungen, nach Pyykkö et al.)
134 pm (in Zweifach-Bindungen, nach Pyykkö et al.)
118 pm (in Dreifach-Bindungen, nach Pyykkö et al.)
Ionenradius
Ionenradien der U(III)-, U(IV)-, U(V)- und U(VI)-Kationen in pm:
Ion | KoZ | Ieffektiv | Ikristall | Anmerkungen |
---|---|---|---|---|
U3+ U4+ U4+ U4+ U5+ U6+ U6+ U6+ U6+ | 6 6 8 12 6 2 4 6 8 | 102,5 89 100 117 76 45 52 73 86 | 116,5 103 90 87 |
Spektrallinien des Urans
Die nachfolgende Abbildung zeigt ein Emissionsspektrum des Urans mit den charakteristischen Spektrallinien im sichtbaren Wellenlängenbereich zwischen 400 und 700 nm:
Chemie des Urans
Uran besitzt 6 Valenzelektronen, die allesamt bereitwillig für chemische Bindungen bereitgestellt werden; die Oxidationsstufe +VI ist gleichzeitig die stabilste in Uran-Verbindungen. Bei natürlich auftretenden Uran-Verbindungen ist darüber hinaus der Oxidationszustand +IV von Bedeutung. Künstlich dargestellt wurden außerdem Uran(II)-, U(III)- und U(V)-Verbindungen.
Uranmetall reagiert mit fast allen Nichtmetallen (Ausnahme: Edelgase) und ihren Verbindungen, wobei die Reaktivität mit der Temperatur schnell zunimmt. Salzsäure und Salpetersäure lösen Uran auf; andere nichtoxidierende Säuren greifen das Element jedoch nur sehr langsam an.
In fein verteiltem Zustand reagiert Uran auch mit kaltem Wasser. An der Luft wird das Uranmetall mit einer dunklen Uranoxidschicht überzogen.
Chemische Daten
Standardpotentiale
Normalpotential des Urans:
E0 (V) | Nox | Name Ox. | Ox. | e- | ⇔ | Red. | Name Red. | Nox |
-1,66 | + III | Uran(III)-Kation | U3+ | + 3 e- | ⇔ | U (s) | Uran | 0 |
-0,52 | + IV | Uran(IV)-Kation | U4+ | + e- | ⇔ | U3+ | Uran(III)-Kation | + III |
0,327 | + VI | Uranyl-Kation | UO22+ + 4 H+ | + 2 e- | ⇔ | U4+ + H2O | Uran(IV)-Kation | + IV |
Material- und physikalische Eigenschaften des Urans
Die nachfolgende Übersicht führt einige physikalische Daten sowie Materialeigenschaften des reinen metallischen Urans auf.
0,116 J g-1 K-1 (spezifisch)
17,3 g cm-3 (flüssig, am Schmelzpunkt)
nach Vickers: 1,96 GPa
nach Brinell: 2,4 GPa
533,0 kJ mol-1 (gasförmig)
199,79 J mol-1 K-1 (gasförmig)
Uran liegt unterhalb von 688 °C in der α-Modifikation vor. Weitere Allotrope:
β-Uran
Zwischen 688 °C und 775 °C, tetragonales Kristallsystem; Raumgruppe P42/mnm, P42nm oder P4n2, Gitterparameter a = 565,6 pm, b = c = 1075,9 pm.
γ-Uran
Oberhalb von 775 °C kristallisiert Uran kubisch-flächenzentriert, a = 352,4 pm. In diesem Zustand ist das Metall besonders duktil und formbar.
Gefahren und Sicherheit
(Allgemeine Hinweise ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit)
Gefahr
H300 - Lebensgefahr bei Verschlucken.
H330 - Lebensgefahr bei Einatmen.
H373 - Kann die Organe schädigen ...
H413 - Kann für Wasserorganismen schädlich sein, mit langfristiger Wirkung.
Sicherheitshinweise: P260, P264, P270, P271, P273, P284, P301+P310, P304+P340, P310, P314, P320, P321, P330, P403+P233, P405, P501.
Externe Informationsangebote
Aktuelle Berichte
Identifizierung von Uran-Emissionsquellen
Ein neuer atomarer Fingerabdruck zur Identifizierung von radioaktiven Urann-Emissionsquellen kann auch als Umweltindikator in Meeresströmungen eingesetzt werden
Informationen, Daten zum Element
Uran-Verbindungen
Auflistung der Uranverbindungen nach Oxidationszahlen; bekannte Eigenschaften, Datenquellen
Atome, Orbitale, Radiochemie
Uran-Actinium-Zerfallsreihe
Grafische Darstellung
Gruppenelemente - Informationen
Actinoide
Vorlesungsskript. Uni Freiburg
Einzelne Verbindungen
Uran und Uranverbindungen
Chemikalien-Datenbank: Physikalische und chemische Eigenschaften, Sicherheitsdatenblätter, kommerziell verfügbaren Stoffen und Verbindungen; verschiedene Suchkriterien einschließlich Struktursuche
Analyse und Bestimmung
Organbezogene schadstoffanalytische Untersuchungen ...
... an Gewebeproben ehemaliger Beschäftigter im Uranbergbau. Schriftenreihe Reaktorsicherheit und Strahlenschutz. BMU - Format: PDF
Selektiver Nachweis von Uran-236
... mittels hochauflösender Resonanzionisations-Massenspektrometrie. Dissertation, 2006. Universität Mainz
Spurenanalyse von Uran
... und Plutonium sowie Speziationsuntersuchungen an Plutonium mit massenspektrometrischen und kapillarelektrophoretischen Methoden. Dissertation, 2005. Universität Mainz
Geochemie und Biogeochemie
Uran im Wasser
Vorkommen, Relevanz, Entfernung. TU Berlin
Uranhaltige Minerale
Informationen zu Mineralogie des Urans. Mineralien Atlas
Uranmineralien
Tabelle mit den wichtigsten Uran-Mineralien einschließlich chemischer Zusammensetzung
Umweltchemie
Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung
Umfangreiche Informationssammlung. Bundesamt für Strahlenschutz
Toxikologie, Medizin, Physiologie
Uran im Urin
Neuartige Untersuchungsmethoden erlauben Nachweis der Uran-Kontamination von Soldaten und Zivilbevölkerung durch amerikanische Waffen im Irak
Uran in Mineralwasser
Bei Erwachsenen geringe Mengen tolerierbar, Wasser
für Säuglingsnahrung sollte uranfrei sein. BfR-Presseinformation (D) [d]. BfR - Format: PDF
Dissertationen
Zur Wechselwirkung von Uran mit den Bioliganden Citronensäure und Glucose
Dissertation, 2010. TU Dresden
Artikel und Berichte
Bakterien in Biofilmen halten Uran fest
Artikel, Oktober 2007
Konstruktion eines selektiv Uran bindenden Proteins. Artikel, Februar 2009
Von der Kruste in den Mantel und zurück: Uran-Isotope hinterlassen in Vulkangesteinen einen eindeutigen 'Fingerabdruck', mit dem sich das Alter und die Herkunft dieser Gesteine bestimmen lässt.
Organisationen, Verbände
Bundesamt für Strahlenschutz
BfS
World Nuclear Association
The WNA is the global private-sector organization that seeks to promote the peaceful worldwide use of nuclear power as a sustainable energy resource for the coming centuries - [e]
Gesetze, Verordnungen, Vorschriften
Höchstmengenempfehlung für Uran
BfR korrigiert Höchstmengenempfehlung für Uran in Wässern zur Zubereitung von Säuglingsnahrung. Stellungsnahme Nr. 014/2006 des BfS und des BfR vom 16. Januar 2006. BfR - Format: PDF
Uran in Trink- und Mineralwasser
BfR empfiehlt die Ableitung eines europäischen Höchstwertes für Uran in Trink- und Mineralwasser. Stellungnahme Nr. 020/2007 des BfS und des BfR vom 5. April 2007 - Format: PDF
Kategorie: Chemische Elemente
Aktualisiert am 15.05.2020.
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